Ein Hauch von Alaska

Über 500 Tiere gingen am Viersener Hohen Busch an den Start. Das erste Rennen nach der langen Sommerpause.

Viersen. Gebell war nicht zu hören, obwohl 90 Musher (Schlittenhundeführer) übers Wochenende ihre Wagenburg mit mehr als 500 Schlittenhunden am Hohen Busch in Viersen aufgebaut hatten. Dafür sorgten die Tiere mit ihrem wolfsähnlichen Geheul für einen Hauch von Alaska.

Alle vier Polhunderassen waren bei den Rennen am Wochenende vertreten: der am meisten verbreitete Sibirian Husky, aber auch Samojeden, Grönland Eskimos und sogar der seltene "laska Malamut, der einem weißen Spitz ähnlich sieht, aber größer und schwerer ist.

Inzwischen werden aber die Polarhund-Rassen verstärkt von den deutschstämmigen "Hounds" abgelöst. "Heute sind hier schon mehr als die Hälfte der Hunde Hounds", sagt Manfred Artzen. Der Mönchengladbacher hat vor zehn Jahren mit Sibirian Huskys angefangen und besitzt heute ein Rudel von elf Hounds. "Sie stammen vom deutschen Kurzhaar ab", sagt Artzen. Der wurde in Norwegen von Holzfällern als Baumschlepphund gezüchtet. Die Norweger kreuzten den robusten deutschen Kurzhaar mit dem englischen Pointer und dem schwedischen Eagle Alice. So entstand ein robuster, ausdauernder, schneller und gehorsamer Schlittenhund.

Nach der Sommerpause waren die Rennen am Wochenende der erste richtige Termin für die Hunde. Während der warmen Monate dürfen die Hunde nicht zu sehr belastet werden. Erst wenn die Temperaturen wieder unter 15 Grad sinken, dürfen die Tiere wieder gefordert werden. "Sonst überhitzt der Hund. Der Körper übersäuert; er bekommt Schmerzen und läuft nicht mehr", sagt Claudia Bruchmann. Die examinierte Krankenschwester weiß, was für Mensch und Tier das Richtige ist.

Ihre Tochter Vanessa ging am Wochenende mit einem Vierspänner auf die 5,3 Kilometer lange Strecke. Über sechs Alaska Huskys und drei German Trailhounds verfügt die Familie insgesamt. Vater Detlef Bruchmann ist Geschäftsführer des Schlittenhunde-Vereins Niederrhein. Als solcher ist er als "Platzmeister" für die Stellplätze, Sauberkeit und Ordnung der Wagenburg verantwortlich. Er lobt die Musher: "Wir hinterlassen das Gelände so, wie wir es angetroffen haben. Wir wollen mit der Natur, den Behörden und den Mitmenschen harmonisch zusammenleben."

Das dies funktioniert, bestätigen Spaziergänger, Jogger und Wanderer am Hohen Busch. "Das sind ja ruhige Hunde - und es geht nichts kaputt", meint stellvertretend eine rüstige Rentnerin.

Jeweils zwischen 10 und 16 Uhr gingen die mit vier, fünf oder acht Hunden bespannten Wagen im Abstand von zwei Minuten auf dei 5,3 Kilometer lange Strecke. Die Temperaturen waren mit etwa zehn Grad im schattigen Wald schlittenhundgerecht.

Die Strecke in Viersen sei optimal, berichtet Jochen Wypukul, Vorsitzender des Schlittenhunde-Vereins Niederrhein. Nach Problemen im Behördenwirrwarr zwischen Briten, Bundesforstamt und Bundesvermögensstelle sei man von der Venloer Heide nach Viersen gewechselt, so Wypukul. Hier sei man mit offenen Armen empfangen worden. Umweltdezernent und Stadtförster hätten Verständnis gezeigt und Wege geebnet.

Dass die Strecke in Ordnung ist, bestätigt Vanessa Bruchmann. Außer Puste ist die 18-Jährige nach dem Rennen. Wie ihre Hunde auch. Aber beide Seiten freuen sich jetzt aufs gemeinsame Hobby: schmusen.

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