Kreis Viersen: Einheits-Müllabfuhr senkt Kosten

Der Kreis will Abfuhr und Müll- Entsorgung in seine Hand nehmen. Die Städte sind dagegen.

<strong>Kreis Viersen. Skeptisch, zurückhaltend, überhaupt nicht positiv. So gibt Reinhard Wernitz, einer der Chefs des Abfallbetriebs des Kreises Viersen (ABV), die Haltung in den Städten und Gemeinden wieder was die Zentralisierung der Müllabfuhr angeht. Seine Hoffnung, mit diesem Projekt doch noch voran zu kommen, basiert darauf, dass sich bisher keine Kommune festgelegt hat, weder pro noch contra. Doch stießen sie auf zum Teil, in Kempen etwa, harsche Ablehnung. Die Gemeinden etwa sehen ihre Selbstbestimmung und Zuständigkeiten beschnitten, ein traditionelles Recht und ihren Einfluss auf die Abfuhr schwinden. Beim ABV hat man dafür Verständnis. Natürlich bleibe es nicht bei der einheitlichen Müllabfuhr, es gebe auch einheitliche Gebühren und eine gemeinsame Verwaltung. Doch meint Hartmut Kropp: "Über den Kreistag bleibt der Einfluss bestehen."

Kropp, Wernitz und auch Landrat Peter Ottmann werden nicht müde, die Vorteile einer kreisweit einheitlichen Müllabfuhr aufzulisten. Das gewichtigste Argument: 2,2 bis 2,4 Millionen Euro im Jahr könne man sparen, wenn nicht mehr jede Stadt für sich die Müllabfuhr organisieren würde, sondern zentral der Kreis.

Das steht in einem Gutachten des "Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement" für den Kreis-Abfallbetrieb. Das wären immerhin sechs Euro pro Einwohner und Monat. Kropp: "Das klingt zwar nach Peanuts, aber da wird etwas für die Bürger billiger. Dieses Argument fällt bei den Gemeinden unter den Tisch."

Kropp räumt ein, dass dieser Einspar-Effekt nicht morgen eintritt. Der Zeitpunkt hängt ab von der Laufzeit der bisherigen Verträge mit den Abfuhrunternehmen. Brüggen und Viersen etwa haben Verträge bis 2010, Tönisvorst ebenso. Die Verträge in Kempen und Willich laufen bis 2008, in Nettetal und Grefrath bis 2009, in Niederkrüchten und Schwalmtal bis 2014.

Er hofft, dass die Kreis-Gemeinden ihre Müllabfuhrverträge mit den Abfuhrfirmen so gestalten, dass sie ebenfalls 2014 auslaufen: "Dann werden die Karten neu gemischt." Allerdings könne man die Harmonisierung zuvor bereits mit nur einem Teil der Kommunen beginnen, mit denen gut zusammenarbeiten und bei den anderen einen Überlegungsprozess in Gang setzen.

An die Bildung eines Zweckverbands, in den Gemeinden gemutmaßt, denke der ABV jedenfalls nicht: Das würde den Aufbau einer weiteren Verwaltung bedeuten. Noch weniger an eine Rekommunalisierung der Müllabfuhr (die Städte würden die Müllabfuhr mit eigenen Kräften erledigen). Man wolle den vier Abfuhrbetrieben im Kreis, EGN, Schönmackers, Gerke, Lankes, nichts entgegensetzen.

Zentralisierung Bisher sammeln die Gemeinden den Müll, der Kreis entsorgt ihn. Ginge auch das Sammeln an den Kreis, könnte man 2,2 bis 2,4 Millionen Euro pro Jahr /sparen.

Ersparnis Möglich würde dies Ersparnis etwa durch gemeinde-übergreifende Abfuhrbezirke. Bisher enden die Bezirke an Stadt- oder Gemeindegrenzen, obwohl bestimmte Bezirke leichter von der Nachbarstadt aus erreichbar sind.

Ist-Zustand Die Gemeinden regeln bisher die Abfuhr selbst, schreiben aus, verhandeln mit den Abfuhrunternehmern, erlassen Abfuhr- und Gebührensatzungen, halten dafür Personal vor. Der Kreis will das zentral für alle tun. Einheitliche Gebühren wären die Folge. Der Kreis könnte mit den Abfuhrunternehmen mit dem Gewicht von 320000 Einwohnern verhandeln.

Öl wird teurer, Gas wird teurer, Strom wird teurer, Abwasser, Straßenreinigung und, und, und werden teurer. Das böse Wort von den Nebenkosten als zweiter Miete hat sich längst erfüllt.

Dabei wäre es ’mal eine gute Nachricht, fast ein Signal, zu hören: Dieser Preis, diese Gebühr wird nicht erhöht. Es wird sogar billiger, und seien es nur ein paar Cent. Bei der Müllabfuhr wäre das ohne weiteres möglich. Lässt sich machen.

Und dabei wäre mir vollkommen egal, wer mir die Rechnung schickt, die Stadt Viersen, die Gemeinde Niederkrüchten oder der Kreis Viersen. Hauptsache billiger.

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