Niersverband baut Windräder

Standorte entlang des Flusses werden gesucht. Die Stromkosten sollen gesenkt werden.

Viersen. Der Niersverband will in Zukunft große Windkraftanlagen bauen. Das wurde bei der Verbandsversammlung im Viersener Forum bekannt. Nur so könne man die durch die Energiewende steigenden Stromkosten in den Griff bekommen, hieß es. Dabei wurde an die Mitgliedsgemeinden (Städte, Kreise, Unternehmen) zwischen Erkelenz und Goch appelliert, den Verband bei der Ausweisung von Standorten für Windparks zu unterstützen.

Der Niersverband mit Sitz in Viersen ist mit über 46 Millionen Kilowattstunden der größte kommunale Energieverbraucher am Niederrhein. Zehn Prozent der Gesamtausgaben des Wasserverbandes gehen für Energie weg.

Deshalb will man verstärkt in die Eigenstromproduktion einsteigen. So wurde bereits ein Blockheizkraftwerk in Viersen gebaut, ein zweites soll im Bereich Kevelaer/Weeze folgen.

Rund 17 Millionen Kilowattstunden Strom produziert der Niersverband bereits selbst. Bis 2014 soll die eigene Stromproduktion 42 Prozent des Bedarfs decken. Dann soll die Windkraft hinzukommen.

Die wird zwar von weiten Teilen der Bevölkerung befürwortet, doch vor der eigenen Haustüre möchten die Menschen sie nur ungern haben. Deshalb sollen die Städte den Verband bei der Ausweisung der Flächen für Windkraftanlagen unterstützen.

Dabei geht es auch darum, die Kosten im Griff zu halten. „Wir haben in den vergangenen Jahren ein umfassendes Kostensenkungsverfahren in Gang gesetzt“, sagte Rolf Königs, Vorsitzender der Verbandsversammlung. Man habe alle Geschäftsfelder auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis sei, dass man seit nunmehr 15 Jahren den Mitgliedsbeitrag konstant halten konnte.

Als erfolgreich bezeichnete der Vorstand des Niersverbandes, Dietmar Schitthelm, dass man auf Ersatzauen statt auf Regenrückhaltebecken gesetzt habe. Mit den verbreiterten Fließprofilen werde die „Wasserautobahn“ mit deutlich zu großen Fließprofilen in ein System von „Wanderwegen“ für Kleinlebewesen und Fische umgestaltet. Damit erfülle man die Vorgabe der Europäischen Wasserrichtlinie, Gewässerlebensräume zu schaffen, und spare gegenüber einer großen Lösung mit Regenrückhaltebecken rund 150 Millionen Euro, so Schitthelm.

Dennoch, so der für weitere fünf Jahre im Amt bestätigte Schitthelm, komme auf den Niersverband ein kostenintensives Problem zu. So gibt es Überlegungen der Politik in Brüssel und Berlin, Mikroverunreinigungen, wie sie von Arzneimitteln erzeugt werden, noch stärker als bisher aus dem Flusswasser herauszufiltern. Die Kosten einer solchen vierten Reinigungsstufe lägen nach Berechnungen des Umweltbundesamtes bei etwa 40 bis 70 Cent pro Kubikmeter. Zum Vergleich: Der Preis für die Abwasserrreinigung liegt derzeit komplett bei 81 Cent.

Noch ist der Niersverband auf diese Aufgabe nicht vorbereitet. Man will sich aber dem Problem der Mikroverunreinigungen, die nur in Millionstel Gramm pro Liter Wasser vorkommen, stellen. Dazu sollen mit einer kleineren Testanlage Erfahrungen gesammelt werden.

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