Prognose 2025: Der Nachwuchs bleibt aus

Im Kreis Viersen wird das Durchschnittsalter auf über 46 Jahre ansteigen.

Kreis Viersen. Kurze Beine, kurze Wege: Das war über viele Jahre das Konzept für die Grundschulen. Doch das gilt längst nicht mehr überall. Denn die Geburtenraten sinken, und damit kann es nicht mehr in jedem Ort eine Grundschule geben. Was vielen Eltern verständlicherweise nicht gefällt, müssen Kommunalpolitik und Stadtverwaltung durchsetzen. Sonst ist das Schulsystem nicht mehr bezahlbar.

Auf diese Bevölkerungsentwicklungen müssen sich die Städte einstellen. Demografie heißt das in der Wissenschaft, und vor Ort bedeutet es: wieviele Kindergärten, Schulen oder Altenheime werden in Zukunft noch gebraucht?

Dass die Bevölkerungszahl in Deutschland zurückgehen wird, steht fest. Aber welche Stadt es wie treffen wird, da gibt es große Unterschiede. Derzeit hat der Kreis Viersen rund 300 000 Einwohner. 1970 waren es noch 257 000. Während der Kreis also kontinuierlich gewachsen ist, ist die Einwohnerzahl der Kreisstadt Viersen im gleichen Zeitraum um etwa 10 000 auf 75 000 gesunken. Viele Viersener sind ins Umland gezogen.

Wieviel Einwohner der Kreis im Jahr 2025 haben wird, darüber gehen die Prognosen auseinander. Die Bertelsmann-Stiftung sagt sogar einen leichten Anstieg der Bevölkerungszahl voraus. Das Landesamt für Daten und Statistik (LDS) geht laut Demografiebericht des Kreises von 301 000 Einwohnern aus. Nach neueren Berechnungen des Amtes könnte es aber auch einen Rückgang auf etwa 290 000 Einwohner geben.

Es geht aber nicht nur um die nackten Einwohnerzahlen. Die sogenannte Alterspyramide wird sich verändern. Derzeit liegt das Durchschnittsalter im Kreis Viersen etwa bei 41,9 Jahren. Es soll bis zum Jahr 2020 laut Bertelsmann-Stiftung auf 46,6 Jahre ansteigen. Die Gruppe der jungen Menschen wird also stetig kleiner. Rund 100 Schulen gibt es heute im Kreis mit etwa 40 000 Schülern. Schon im Jahr 2016 sollen es nur noch 30 000 Schüler sein.

Es werden also weniger Schulen und dafür mehr Altenheime gebraucht. Beispiel Niederkrüchten: Die Gemeinde ist in den vergangenen Jahrzehnten am stärksten gewachsen im Kreis. Und sie wird weiter zulegen. Allerdings durch Zuzüge, nicht durch Geburten. Im Jahr 2003 lag das Durchschnittsalter dort bei 41 Jahren, es wird bis 2020 auf 49.5 Jahre ansteigen.

Weniger Einwohner bedeuten weniger Einnahmen, mit denen man die öffentlichen Aufgaben erfüllen kann. Durch die alternde Bevölkerung werden die Pflegekosten steigen. Frühverrentung wird es kaum noch geben, die Menschen werden länger als bis 65 Jahre arbeiten. Das Wort Fachkräftemangel macht die Runde. Waren 2007 im Kreis noch 202 000 Menschen im arbeitsfähigen Alter zwischen 16 und 66, werden es laut Bericht 2025 nur noch 193 000 sein.

Für Kreis und Städte ist es also wichtig, für ihre Bewohner attraktiv zu bleiben. „Kommunen, die sich nicht familienfreundlich positionieren, werden Probleme bekommen“, sagt die Bertelsmann-Stiftung. Das bedeutet: ausreichend Kindergartenplätze, gute Schulangebote sowie Ausbildungs- und Arbeitplätze. Aber auch Spielplätze, Sportangebote sowie gute Kultur- und Einkaufsmöglichkeiten. „Besonders wichtig ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, betont die Bertelsmann-Stiftung. Die Zukunft gehört dem lebendigen Stadtteil, ergänzt Ulrich van Suntum von der Uni Münster. Wichtig seien die drei „S“: Service, Sicherheit, Sauberkeit. Professor van Suntum: „Nur wo man sich wohlfühlt, lebt man gerne.“

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