Stadtarchiv: Geschichte öffnet ihre Tür

Am Sonntag sind interessante Einblicke in die Vergangenheit möglich.

Viersen. Stadtarchive haben auch heute noch häufig das Image des Verstaubten. Damit sich das ändert, lädt das Viersener Stadtarchiv am kommenden Sonntag von 11 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür in seine Räume (Am Alten Gymnasium) ein.

„Archive sind längst kein exklusiver Ort nur für Wissenschaftler mehr, sondern offen für alle Bürger. In den vergangenen Jahren haben wir dafür ein zunehmendes Bewusstsein geschaffen“, sagt Stadtarchivar Marcus Ewers.

Besucher können im Bildarchiv Interessantes zu den rund 15 000 Fotos aus Viersen, Dülken, Süchteln und Boisheim erfahren oder sich erläutern lassen, welche Informationen ein Zeitungsarchiv enthält. „Es gibt wenige Archive, die über so viele Publikationen verfügen wie unseres. Ein Archiv ist das Gedächtnis einer Stadt, das zum Sprechen gebracht wird“, sagt Viersens Kulturdezernent Paul Schrömbges.

Hans Maaßen vom Viersener Verein für Heimatpflege will den Besuchern vermitteln, wie spannend Familienforschung sein kann. Dabei hilft die Veröffentlichung „Viersen 1803 — Ein Einwohnerverzeichnis berichtet über das Leben in napoleonischer Zeit“, die jetzt in zweiter Auflage erschienen ist. Maaßen will zeigen, wie man die Familienforschung mit einfachen Einträgen in einem Stammbaum-Vordruck beginnt und daraus ein vollständiges Bild der Orts- und Familiengeschichte entwickeln kann.

Über die Zahlen eines Stammbaums hinaus kann auch einiges über die Lebensumstände der Vorfahren herausgefunden werden. „Die Bücher reichen bis in die Anfänge des 15. Jahrhunderts zurück“, sagt Maaßen.

In der Reihe „Auf den Spuren der Viersener Höfe“ wird er die beiden neuesten Viersener „Meetbücher“ vorstellen, die er in die heutige Schriftform übertragen (transkribiert) oder, wie er es nennt, „abgeschrieben“ hat. „Meetbuch“ heißt übersetzt Messbuch. Gemeint ist damit das räumliche Messen, das früher Grundlage für die Besteuerung eines Hofes war. Erschienen sind zwei Bände, die auf über 900 Seiten die Geschichte und Lage der Höfe in den Viersener Stadtteilen dokumentieren.

Teil 5 beschäftigt sich mit Heimer, Ummer, Beberich, Bockert und Hoser. In Teil 6 erfährt der Leser alles über die Höfe in Rintgen und Viersen-Dorf. Über die „Faszination des Geheimen“ (Stadtarchivar Ewers) sollen auch Kinder und Jugendliche für das Stadtarchiv interessiert werden. Für sie werden am Sonntag ab 16 Uhr nach vorheriger Anmeldung Führungen angeboten.

Der Nachwuchs darf beispielsweise in alten Zeitungen nach der eigenen Geburtsanzeige suchen oder lernt, wie mit Tinte und Feder geschrieben wird. In den vergangenen Jahren kamen jeweils rund 300 Besucher zum Tag der offenen Tür in das Viersener Stadtarchiv.

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