Viersen: Interview mit René Penke: Im Alter noch aufs Dach?

Interview: René Penke berät Unternehmen in der Region, wie sie mit dem demographischen Wandel umgehen können.

Viersen. René Penke ist Demographie-Berater bei der Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung Kreis Viersen, kurz GFB. Der 37-jährige studierte Politologe wohnt in Dülken.

WZ: Herr Penke, Sie sagen, dass ältere Mitarbeiter immer wichtiger werden. Warum?

René Penke: Weil in Zukunft immer weniger Jüngere zur Verfügung stehen. Man muss das Know-How der Älteren länger oder auch wieder einbinden. Als Landkreis werden wir im Vergleich zum Bundesdurchschnitt überdimensional altern. Einer der Gründe dafür ist, dass es jüngere Leute eher in die Großstädte zieht. Aber da wollen wir gegenwirken, denn die Region ist ja durchaus interessant.

WZ: Und was genau machen sie als Demographie-Berater?

Penke: Ein solcher Berater soll sensibilisieren - für den demographischen Wandel in der Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt. Meine Arbeit ist eine Form der Unternehmensberatung, die an die typischen Aspekte des demographischen Wandels angepasst ist.

WZ: Was sind das für Aspekte?

Penke: Man muss auf den Personalbedarf achten: Wie wirkt sich der Wandel insbesondere auf die Belegschaft aus? Im Wesentlichen sind es zwei Stränge: Zum einen müssen Arbeitgeber eben damit rechnen, dass ihnen zukünftig weniger Arbeitnehmer zur Verfügung stehen. Zum anderen müssen die Verantwortlichen gucken, wie sie die Mitarbeiter, die sie haben, fit und gesund halten.

WZ: Wie sollen sie das machen?

Penke: Ich nehme ein ganz banales Beispiel: In einem Unternehmen, das ich bereits beraten habe, sind sehr viele Mitarbeiter im Außendienst tätig und mussten bislang schwere Koffer tragen. Mein Vorschlag war, Rollkoffer anzuschaffen, um den Rücken zu schonen. Es gibt auch Firmen, die mal den Masseur kommen lassen. Finanzierte Mitgliedschaften in Fitness-Clubs sind eine weitere Möglichkeit.

WZ: Nach eigener Aussage wollen Sie nun verstärkt in kleine und mittelständische Unternehmen gehen, um dort "Altersstrukturanalysen" durchzuführen. Was bedeutet das konkret?

Penke: Ich beleuchte zunächst einmal die aktuelle Anzahl der Mitarbeiter und ihr Alter. Die gesammelten Daten werden dann in die Zukunft projeziert. Entsprechende Grafiken zeigen, wie sich die Altersstruktur verschiebt, wobei Ein- und Austritte natürlich berücksichtigt werden. Das ist dann oft das Aha-Erlebnis für die Unternehmer: ,Oh, zu diesem Zeitpunkt werden uns ja drei Meister fehlen.’ Nun kann mit Neuanstellungen gegengesteuert werden.

WZ: Was halten Sie von der Rente mit 67?

Penke: Ich denke, dass Menschen in meinem Alter das als gegeben voraussetzen. Die Arbeitszeiten müssen einfach einem verlängertem Leben angepasst werden. Es gibt natürlich Branchen, in denen körperlich schwer gearbeitet wird, wo das nicht so leicht möglich ist. Hier sind vielleicht Umschulungen eine Lösung. Und durch technische Hilfsmittel - etwa ein ,Ziegel-Lift’ für den Dachdecker - könnte die Gesundheit des Mitarbeiters geschont werden.

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