Acis und Galatea: Eine Oper in der Turnhalle

In Willich laufen die Vorbereitungen für Händels Acis und Galatea.

Willich. Es ist etwas, das auf den ersten Blick nicht ganz zusammenpassen möchte: Georg Friedrich Händels tönende Barockmusik und die nüchterne Einfachheit der Jakob-Frantzen-Sporthalle. Aber wenn der Chor des Willicher Musikprojekts langsam schreitend die Szenerie betritt und die Aktiven vom Tanzhaus NRW in der Mitte der Halle ihre beeindruckenden Drehungen und Formationen auf das Handballfeld zaubern, kann man das Turnhallen-Ambiente schon fast vergessen und man fragt sich, wie eindrucksvoll wohl erst die Aufführung geraten muss.

Willich hat musikalisch Großes zu erwarten: Am 17. November werden Tänzerinnen und Tänzer des „Cooksey Dance Ensemble“ vom Tanzhaus NRW gemeinsam mit dem Chor des Willich Musikprojekts, dem Orchester Camerata Louis Spohr und mehreren Gesangssolisten die Oper Acis und Galatea von Georg Friedrich Händel und von Felix Mendelsohn Bartholdy auf die Bühne bringen.

Aber bis es soweit ist, müssen die Mitglieder des Chores, die in diesem Jahr eben auch Teil der szenischen Interpretation sind, die Bewegungsabläufe in die Füße kriegen. Geduldig korrigiert Choreograph Joseph P. Cooksey immer wieder kleine Fehler. „Ansehen bei der Drehung und nicht immer auf den Vordermann gucken“, verlangt er mit amerikanischem Akzent.

„Es ist schon eine Herausforderung für uns“, gibt Tenor Stefan Fischer aus Schiefbahn zu, der seit sieben Jahren beim Willicher Musikprojekt dabei ist. Normalerweise stehen wir als Chor hinter dem Orchester.“ Am Anfang hatte er Berührungsängste, Teil der Choreographie zu werden, jetzt ist er ganz Feuer und Flamme: „Es macht mir wahnsinnig viel Spaß und es ist eine Herausforderung“, schwärmt er.

Dabei ist diese Probe nur eine von vielen. „Mittlerweile üben wir zweimal die Woche musikalisch und immer wieder auch choreographisch“, verrät Christian Leutiger, ebenfalls Tenor und Chorsprecher. Der Düsseldorfer ist seit vielen Jahren mit von der Partie, obwohl er gar nicht aus Willich stammt. „Ich komme aus Düsseldorf und weil mir die Qualität und die Menschlichkeit des Chors in Willich so gut gefallen, komme ich gerne von Düsseldorf aus rüber gefahren, um hier mitzusingen.“

Qualität und Menschlichkeit, das sind auch zwei Punkte, die Charlotte Rinas aus Willich so sehr schätzt und deswegen ist sie von Anfang an dabei gewesen. Seit 33 Jahren macht sie beim Willicher Musikprojekt als Altistin mit und kann sich erinnern, dass schon 1988 der Chor einmal Teil der szenischen Interpretation war. „Das war beim Weihnachtsoratorium. In diesem Jahr ist es trotzdem etwas ganz Besonderes, schon deshalb, weil wir nicht im klassischen Einheitsschwarz auftreten. Wir haben eigene Kostüme für diesen Abend.“

Zeit für lange Gespräche hat keiner während der Probe, noch einmal möchte der Choreograph den Auftritt nach der Pause einüben. Also erklimmen wieder alle die Tribüne der Jakob-Frantzen-Halle und stellen sich geordnet nach Stimmfächern auf. Ganz außen die Soprane, dann kommen die Tenöre, der Alt und der Bass und dann geht es wieder los. Zum sechsten Mal an diesem Abend.

„So ist das nun mal bei Proben“, verrät Joseph P. Cooksey, „man muss Geduld mitbringen, trotz der knappen Zeit. Am Ende werden wir alle zusammen etwas Fabelhaftes auf die Bühne bringen“, verspricht er und macht sich danach wieder auf die Suche nach kleinen Fehlern in den Bewegungsabläufen.

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