Adventskonzert in der Johanneskirche - Wundern über das Weihnachsfest

In der Anrather Kirche improvisierten Marcell Feldberg und Jürgen Löscher.

Anrath. „Wer wundert sich denn heute noch über Weihnachten?“ Das fragte der Anrather und Schiefbahner Kirchenmusiker Marcell Feldberg. Mit meditativer Musik unter dem Motto „ . . . dass sich wundert alle Welt . . .“ hatte er gemeinsam mit dem Musiker und Fotografen Jürgen Löscher zum Adventskonzert der anderen Art in die Johanneskirche eingeladen.

Die Musiker eröffnen mit Bachs Kantate „Nun komm’ der Heiden Heiland“. „Wir beginnen mit dunkler Musik, die auch einen gewissen Bußcharakter besitzt“, erklärt Feldberg. Langsam, ruhig und melancholisch beginnen Feldberg an der Orgel und Jürgen Löscher auf dem Saxophon. Der harmonische Klang des Beginns verschwindet rasch, Dissonanzen werden häufgier. Es entstehen schrille und schräge Klänge, die erst sehr spät wieder aufgelöst werden. „Mit unserer Musik nähern und entfernen wir uns wieder voneinander“, erklärte Marcell Feldberg. „Ganz genauso empfinden wir häufig die Weihnachtszeit mit ihrer Hektik.“

Ähnlich düster, mal dramatisch, mal ruhiger und dabei sehr dissonant klingt auch Feldbergs imposante Improvisation. Als er schließlich mit einem lauten und an Dissonanz kaum zu übertreffenden Akkord endet, herrscht zunächst absolute Stille beim, völlig überraschten Publikum. Etwas harmonischer geht es dann bei Gabriel Faurés „Pavane“ zu. Wer nun glaubt, die Zeit der dunklen Musik sei bereits vorbei, der sieht sich getäuscht. Denn mit Max Regners „Weihnachten“ übertrifft Marcell Feldberg noch einmal alles Vorherige an Düsterkeit und vor allem an Dissonanz.

Anschließend wird die Musik positiver und harmonischer, nach der Buße folgen „Versöhnungslieder“. So wirken die Improvisationen über ein Thema von John Dowland, bei dem Jürgen Löscher diesmal Klarinette spielt, sehr feierlich, besinnlich und harmonisch. Besonders viel Applaus erhält Löscher auch für seine Improvisation auf dem Saxophon.

Das erschienende Publikum bedankt sich mit tosendem und nicht enden wollendem Applaus — und wird seinerseits mit einer Zugabe belohnt: eine weitere Improvisation, die ohne jegliche Absprache entsteht. Dabei treten die beiden zum ersten Mal gemeinsam auf. „Das ist das Tolle an unserer Zusammenarbeit“, schwärmt Feldberg. Das Publikum ist begeistert von dem Auftritt, mit dem die Musiker zwar Licht erschaffen wollten, dabei jedoch auf oberflächlichen Glanz verzichteten. „Ein Licht anzumachen, bedeutet, eine Kerze anzumachen“, sagt Feldberg. loh

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