Anklage wegen Untreue gegen Willicher

Verwirrende Strukturen bei Finanzdienstleistern?

Willich/Krefeld. Eine wahrhaft unendliche Geschichte scheint sich beim Amtsgericht Krefeld zu entwickeln. Auf der Anklagebank saß jetzt wieder ein 41-jähriger Willicher, dem Untreue und Insolvenzverschleppung vorgeworfen wird.

Gegen ihn war bereits im Februar verhandelt worden, damals kam man ohne Zeugen nicht weiter. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Geschäftsführer zweier Firmen in Krefeld: Veruntreuung von 5188 Euro und viel zu später Insolvenzantrag in zwei Fällen. Dadurch sollen Firmen auf ihren Forderungen von insgesamt 26 637 Euro nahezu sitzen geblieben sein, weil nur rund 3 700 Euro zur Begleichung dieser Forderungen bereitstanden.

Mit rund 5000 Euro soll der Angeklagte eine private Kuba-Reise finanziert haben. Der Angeklagte verteidigte sich damit, dass er aufgrund von ausstehenden Gehaltsforderungen im Einvernehmen mit den Firmeneigentümern gehandelt habe. Eine schriftliche Vereinbarung konnte er jedoch nicht vorlegen.

Auch soll er Mieten für seine Privatwohnung vom Firmenkonto bezahlt haben. Er hatte als Geschäftsführer von Unternehmen, die im Bereich der Nanotechnik agierten, selbst die Firmenstrukturen nicht durchschaut.

Dem Gericht lag ein verwirrendes Organigramm vor, das zahlreiche Verflechtungen zeigte. Als eine „Subkultur der Finanzdienstleister“ bezeichnete es der Verteidiger. Der Angeklagte hatte Mühe, die Fragen der Richterin korrekt zu beantworten. Ein Zeuge sprach von einem „regelrechten Kuddelmuddel“, es sei in den beiden Krefelder Unternehmen im Jahre 2009 „nur Geld hin und hergeschoben worden“.

Weil der Verteidiger beantragt hat, eine für die Firmen verantwortliche Direktorin aus London und einen Frankfurter Anwalt als weitere Zeugen zu hören, wurde der Prozess unterbrochen. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. hw

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