Anrath: Vom Schulchor zum Singkreis

Der Willicher Singkreis probt mit Engagement und Ehrgeiz – seit nunmehr 41 Jahren.

Anrath. "Einmal aufstehen, bitte!" Die Stimme von Klaus-Peter Jamin, seines Zeichens Chorleiter des "Willicher Singkreises", erklingt hinter dem Klavier. 24Frauen erheben sich von ihren Stühlen, die im Halbkreis um das Instrument stehen.

Wer jetzt erste Töne erwartet, der wird enttäuscht. Vielmehr erinnert die ganze Situation an einen Gymnastikkurs. Arme recken und strecken sich in die Höhe, Schultern rollen nach hinten und nach vorne, um dann im Anschluss bis ans Ohrläppchen hochgezogen zu werden. Das Ganze wird von tiefen Atemzügen untermalt.

Dann setzt ein Zischen wie von einer Schlange ein, das von einem "Pfi Pfi" abgelöst wird. Jamin schlägt einige Töne am Klavier an. "Blom Blom" ertönt es immer tiefer werdend aus den Frauenkehlen. Einsingen beim "Willicher Singkreis" ist angesagt.

Es ist Dienstagabend und damit ist das Vereinshaus des Anrather Männerchors "Orpheus", das Orpheum, fest in Frauenhand. Jeden Dienstag probt dort nämlich für anderthalb Stunden der Frauenchor "Willicher Singkreis".

Seit nunmehr 41 Jahren gehört er zum musikalischen Leben der Stadt Willich. Was 1968 aus Ehemaligen des Schulchores als "Jugendchor Neersen" entstand, dann zum "Jugendchor der Stadt Willich" wurde und im Anschluss zum "Singkreis der Stadt Willich" mutierte, ist heute der "Willicher Singkreis".

"Wir sind ja immer älter geworden, da konnten wir uns ja nicht ewig Jugendchor nennen", schmunzelt Evelyn Goergens, die zu den vier Gründungsmitgliedern gehört, die seit 41 Jahren unermüdlich mitsingen. 28 Jahre war es Karl Kox, der den Chor leitete. Er gab das Amt aus Altersgründen vor 13 Jahren an Jamin ab, der auch den Bruderchor des Frauenchores, den Männergesangsverein "Orpheus", leitet. Das Repertoire des "Willicher Singkreises" ist breit gefächert. "Wir singen klassische Chormusik, Volkslieder, kirchliche Gesänge, aber auch Arrangements aus Pop, Jazz und Gospel", berichtet Ursula Reineke, die erste Vorsitzende des Chors. Das Repertoire spricht auch Jüngere an.

Mit 34 Jahren ist Silke Haun das Nesthäkchen der Truppe. "Ich bin zugezogen und da ich schon früher in einem Chor gesungen habe, bin ich hier gerne wieder in den Gesang eingestiegen", verrät Haun. Ansonsten geht es altersmäßig bis 60 Jahre hinauf.

Mittlerweile ist die Probe in vollem Gang. Jamin steht hinter dem Klavier, dirigiert und korrigiert. "Nach dem zweiten und sechsten Takt atmen, nicht nach dem dritten", mahnt er an. Immer "on Time" sein, es sei ein kleiner Verriss vorhanden, fügt er an. Auf den Frauengesichtern spiegelt sich höchste Konzentration wieder.

Singen heißt beim "Willicher Singkreis" nicht einfach drauf los trällern, sondern harte Arbeit. Denn nur so bleibt man Meister- und Volksliederleistungschor. Und die Titel möchten sich die Frauen neben ihren zahlreichen Auftritten in den nächsten Jahren immer wieder ersingen.

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