Autokennzeichen KK: „Ich will das Königreich zurück“

Die meisten Besucher an der Rollenden Redaktion in der Altstadt wollen das „KK“-Schild zurückhaben.

Kempen. Sie hat gelitten, die stolze Kempener Seele: Unter der kommunalen Neugliederung in den 1970er Jahren, dem Verlust des Status „Kreisstadt“ und der damit einhergehenden Abschaffung des „KK“-Kennzeichens. Beim WZ-Mobil auf der Engerstraße wurde Donnerstag deutlich, dass die meisten Kempener sich das „KK“ zurückwünschen.

Am WZ-Mobil wurde Donnerstag eifrig über die Wiedereinführung des „KK“-Kennzeichens diskutiert.

Am WZ-Mobil wurde Donnerstag eifrig über die Wiedereinführung des „KK“-Kennzeichens diskutiert.

Foto: Kurt Lübke

2012 hat das Bundesverkehrsministerium die Wiedereinführung von Altkennzeichen gestattet. Im Dezember will der Kreistag entscheiden, ob diese Regelung nun im Kreis Viersen umgesetzt werden soll. Wenn die politische Mehrheit das will, wäre der Weg für das „Königreich Kempen“ frei.

„Es hat geschmerzt, als der Kreis von Kempen nach Viersen zog und eine verwaiste Burg hinterließ. Und auch die Abschaffung des KK-Kennzeichens hat die Menschen schwer getrofen“, sagt Gerd Tekolf. Daher verbinde „die Seele der Thomasstädter“ viele negative Dinge mit der jetzigen Kreisstadt. Tekolf: „Die Antipathie ist quasi angeboren.“

Viersen sei fremd und zu weit weg, bestätigt auch Günter Kokott: „Das ,KK’ gehört zu Kempen und für mich ist es ein Ausdruck der Heimatverbundenheit.“ Karin Spütz ergänzt: „Im Urlaub zieht unser Autokennzeichen komische Blicke auf sich. Mit dieser Gegend hier verbindet das keiner.“ Außerdem: „Kempen hat etwas zu bieten. Das kann man ruhig auch durch das Kennzeichen zeigen.“

Für Kurt van Doorn hat es noch eine größere Bedeutung: „Der Kreis Kempen-Krefeld war für mich ein gesundes Gleichgewicht zwischen der ländlichen Struktur um Kempen und der städtischen von Krefeld.“ „KK“ benenne eine ganze Region. „Von der Grenze bis zum Rhein“, so van Doorn.

Jürgen Manske hat beim alten Kreis Kempen-Krefeld gearbeitet. „Daher würde es mich freuen, wenn der Kreistag am 18. Dezember positiv entscheidet. Ich wäre sofort dabei“, sagt der 75-Jährige.

„KK-DV-815“ könnte zukünftig wieder auf dem Pkw von Petra Demand stehen. „Das war das Nummernschild vom Auto meines damaligen Freundes und jetzigen Mannes“, erinnert sich die Kempenerin. Das Kennzeichen ihres alten VW Käfer hat sie sogar auf einem Kissen festgehalten. „Als Andenken ans Königreich“, schmunzelt Demand, während sie das Kissen am WZ-Mobil präsentiert.

Auch Karl Robert Nauels träumt von einem „KK“-Nummernschild an seinem Traumwagen. „Ich möchte nächstes Jahr meinen Chevrolet-Van anmelden“, erklärt Nauels, der die Entscheidung des Kreistages abwarten will. „Es muss ein ,KK’-Kennzeichen sein.“

Gleich sechs „KK“-Schilder möchte Thomas Schongen bestellen: „Ich habe Oldtimer, Traktoren und Unimogs. Die sehnen sich nach dem ,KK’. Ich will das Königreich zurück.“

„Das ganze Thema wird viel zu hoch gekocht“, findet hingegen Wilhelm Friedrich. Er sieht in Kempen dringendere Fragen: „Wir haben riesige Probleme in der Schullandschaft und bei der Flüchtlingsfrage rund um die Via Stenden.“ Er kann nicht nachvollziehen, dass sich die Politik mit der Disskussion um die Kennzeichen so lange aufhält.

An das „VIE“ gewöhnt hat sich Alfred Knorr. „Immerhin gibt es das seit 39 Jahren“, sagt der Grefrather. Zusätzlich befürchtet er, dass die Umstellung zu viel Geld kostet. „Das zusätzliche Personal, neue Maschinen, die Umstrukturierung und der Mehraufwand an Bürokratie sind für mich negative Aspekte des Altkennzeichens“, erklärt er. Werner Schaab widerspricht: „Zahlen würden doch diejenigen, die auf ,KK’ umrüsten.“ Die Einnahmen würden Geld in die Kassen der Kommunen spülen. Als Beispiel nennt er die Stadt Moers im Kreis Wesel. Dort wurde das alte „MO“-Kennzeichen eingeführt. Bis jetzt haben dort zirka 35 000 Bürger ihr Auto umgemeldet.

Wenig Interesse an einem „KK“-Kennzeichen hat Johann Bongartz aus St. Tönis: „Ich bleibe beim ,VIE’ — daran habe ich mich gewöhnt.“

„Ich will mein KK-Kennzeichen wiederhaben“, sagt Gerd-Gottfried Thiemann, seit „1937 gebürtiger Kempener“, wie er scherzhaft sagt. Er möchte das „KK“ auf dem Nummernschild seines Pkw haben, aber vor allem auch an seinem Oldtimer-Motorrad, einer BMW R25B aus dem Jahr 1953. „Und“, so gibt er zu bedenken, „auch die Verwaltung der Stadt fährt Wagen mit ,VIE-KK’. Das hat auch eine Bedeutung.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort