Biergarten: Ärger um die Orangerie

Kann der beliebte Biergarten im Mai wieder öffnen? Die Anwohner fühlen sich durch den Betrieb belästigt.

Neersen. Für die einen ist es der schönste Biergarten der Stadt Willich — für die anderen ein „städtischer Schwarzbau“. Die Rede ist von der Orangerie im Neersener Schlosspark, in der in den Sommermonaten kühle Getränke, Kaffee und Cappuccino sowie italienische Gerichte serviert werden.

„Ich denke, über 90 Prozent der Neersener schätzen dieses Angebot sehr“, erklärte ein prominenter Neersener vor wenigen Tagen im Gespräch mit der WZ. Doch die unmittelbar betroffenen Anwohner sehen das ganz anders: Sie sprechen von Lärm- und Geruchsbelästigungen und von fehlenden Baugenehmigungen. Mittlerweile haben sie in dieser Angelegenheit die Kreisverwaltung eingeschaltet. Ob die Orangerie „Da Chiara“ daher wie vorgesehen Anfang Mai öffnen kann, ist im Moment unklar.

Ins Rollen gebracht hatte die Sache ein kleiner roter Anbau: Der war jüngst von der Stadt errichtet worden, damit der florierende Betrieb Platz für eine große Spülmaschine bekommt. Die Nachbarn fühlten sich von der Maßnahme überrollt — und legten Einspruch bei der Bauaufsicht ein. Folge: Die schon in diesem Monat vorgesehene Öffnung wurde auf Mai verschoben.

Mit ihrer Behauptung, es handele sich um einen „städtschen Schwarzbau“, liegen die Anlieger nicht weit von der Wahrheit entfernt: Tatsächlich waren in der Baugenehmigung die Belange der Nachbarn nicht ausreichend berücksichtigt worden. Was wohl für den gesamten Betrieb der Orangerie gilt. „Es gibt formale Mängel“, räumt Geschäftsbereichsleiterin Andrea Ritter auf Anfrage ein.

Die Stadt ist deshalb schon aktiv geworden. „Wir haben Schall- und Geruchsgutachten nachholen lassen“, berichtet Ritter. Ergebnis des Schallgutachtens: Gegen die Sitzplätze vor der Orangerie an der bisherigen Stelle gebe es ebenso wenig Bedenken wie gegen die Spülmaschine, so Ritter. Um Geruchsbelästigungen zu vermeiden, musste aber in der Küche ein spezieller Aktivkohlefilter eingebaut werden, was erfolgt sei. Andrea Ritter sieht somit für einen unbeschwerten Sommerbetrieb keine größeren Probleme mehr.

Die Geschäftsbereichsleiterin betont, dass ein gemeinsamer Gesprächstermin mit den Anwohnern nun „sehr vernünftig“ wäre. Gleichzeitig sagt sie aber auch: „Die Forderung einer Schließung der Außengastronomie, wie sie von Anwohnern erhoben wurde, kommt für uns nicht infrage.“ Schließlich sei der Betrieb, den Pächter Salvatore „Ciccio“ Berini betreibt, „eine Bereicherung für den Park“.

Ob dies auch die Kreisverwaltung so sieht, ist offen. Die wurde als übergeordnete Behörde im Zuge eines Widerspruchverfahrens gegen die alte Baugenehmigung eingeschaltet. „Wir werden den Fall so schnell es geht bearbeiten“, erklärte Kreispressesprecher Axel Küppers. Allerdings ist das Geruchsgutachten erst am vergangenen Mittwoch in Viersen eingetroffen und konnte noch nicht geprüft werden. Wie Küppers betont, werde man bei der Beurteilung die Interessen beider Seiten im Blick haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort