Offener Bücherschrank Bücher gibt es aus der Zelle

Gut angenommen wird in Willich das Angebot, sich kostenlos Lesestoff aus einem umgebauten Telefonhäuschen zu nehmen.

Willich. Seit dem Blütenfest im Mai steht er an der Peterstraße, der „offene Bücherschrank“ der Stadt Willich. Und alle Skeptiker, die ihm ein schnelles Ende prophezeit hatten, wurden längst eines Besseren belehrt: Das „schicke Teil“, wie es Patin Gaby Rogahn liebevoll nennt, in einer umgebauten Telefonzelle wird von den Willichern gut angenommen.

Offener Bücherschrank: Bücher gibt es aus der Zelle
Foto: Friedhelm Reimann

Im Gespräch mit der WZ erinnern sich Rogahn, Andrea Krause von der Stadtbücherei und Martin Platzer vom Quartiersbüro „Stadtschmiede“ an die Anfänge. „Unsere Dezernentin Brigitte Schwerdtfeger hatte mich vor rund einem Jahr auf solche offenen Bücherschränke in anderen Städten aufmerksam gemacht“, berichtet Krause. Wenig später habe ein anderer Kollege von der Möglichkeit berichtet, eine ehemalige Telefonzelle aus Mülheim/Ruhr zu kaufen. So sei dann die Idee gewachsen, beide Dinge miteinander zu kombinieren.

Anfang des Jahres setzte die konkrete Planung ein — angefangen vom möglichen Standort bis hin zu Gestaltung der Telefonzelle. Diese wurde derweil an der Frantzen-Halle zwischengelagert. Zur Übernahme der Patenschaft erklärte sich Gaby Rogahn bereit. „Solche Bürgerprojekte leben von Patenschaften“, betont Martin Platzer.

Zur Gestaltung der Telefonzelle habe es etliche „verrückte Ideen“ gegeben, die am Ende aber verworfen wurden, berichtet die Bücherschrank-Patin. Denn das Ganze sollte ja auch gut zur Willicher Innenstadt passen. Der schließlich umgesetzte Entwurf stammt von Janette Weber (Stadtschmiede): Die Außenhaut wurde mit bedruckten Folien beklebt, auf der Zitate aus (mehr oder weniger) bekannten Büchern stehen. Das Bücherregal hat Christof Schumacher (Student und Schreiner) gebaut. An der weiteren Gestaltung waren Student Philipp Schütz sowie Mitarbeiter des städtischen Bauhofs beteiligt.

Befürchtungen, die Zelle könne nicht nur für Lese-, sondern auch für andere Bedürfnisse verwendet werden, haben sich nicht bestätigt. Was auch an der Konstruktion liegt: Das Bücherregal wurde so groß gebaut, dass ein Betreten nicht möglich ist. Außerdem hat Gaby Rogahn von ihrer benachbarten Modeboutique aus immer ein waches Auge auf das Bücherregal: „Ich kontrolliere einmal am Tag, ob alles in Ordnung ist.“

Die Möglichkeit, sich kostenlos, ohne Büchereiausweis und ohne eingeschränkte Öffnungszeiten mit Lesestoff versorgen zu können, wird oft und gerne genutzt. Auch Kinder stöbern durchs gut gefüllte Regal oder setzten sich gleich zum Schmökern auf die an der Zelle aufgestellten Stühle.

„Krimis werden am häufigsten genommen“, berichtet Rogahn. Bei ihr werden die Bücherspenden abgegeben, die dann anschließend ins Regal wandern. Das Angebot ist groß. So standen gestern gleich zwei Taschen mit Schmökern vor ihrem Laden.

Ein bisschen sortiert werden müssen die Spenden schon: Fachliteratur oder ganze Bündel alter Spiegel-Ausgaben sollen in der Bücher-Zelle ebenso wenig angeboten werden wie alte CD’s.

„Der Bücherschrank bringt eine Belebung der Stadt“, sagt Gaby Rogahn. Dieses Ziel sei erreicht worden. Vielleicht werde das Projekt an anderen Stellen Willichs sogar fortgesetzt.

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