Ex-Pfarrer Georg K. und sein langer Prozess

Die WZ erklärt, warum der Ex-Pfarrer in Südafrika vor Gericht steht.

Willich. Vertagt — verschoben — vergessen. Es scheint genau dieser Dreiklang zu sein, der das Verfahren um den aus Willich stammenden Pfarrer Georg K. begleitet. Es ist, als ginge nichts vorwärts. Erst vor Wochenfrist wurde der laufende Prozess in Südafrika erneut vertagt. „Solange das nicht zu einem Abschluss kommt, so lange kann doch niemand die Sache bewältigen“, sagt ein Mitglied der südafrikanischen Pfarrgemeinde, in der K. zuletzt tätig war.

Den Überblick haben viele längst verloren. Was wird dem Geistlichen überhaupt vorgeworfen? Was geschah in Südafrika? Was in Deutschland? Die WZ gibt eine Zusammenfassung und einen aktuellen Sachstand.

Georg K., der als Kaplan und Pfarrer in verschiedenen Gemeinden am Niederrhein gearbeitet hatte, war 2006 in die Auslandsseelsorge nach Südafrika gegangen. 2008 soll er sich dort im Rahmen eines Kommunion-Camps Kindern genähert haben. Konkret wird ihm vorgeworfen, lediglich mit Unterhose bekleidet bei Kindern unter die Decke geschlüpft zu sein und sie umklammert zu haben. Er habe die Kinder beruhigen wollen, erklärte K. später dazu.

Die betroffenen Eltern zeigten den Priester an, die Behörden begannen mit Vorermittlungen, die sich hinzogen. Im März 2010 wurde der Prozess eröffnet. Vorwärts ging er von Anfang an nicht. Mit immer neuen Anträgen zogen K.s Anwälte das Verfahren in die Länge. Bis heute hat sich daran nicht geändert. Beobachter hatten darauf gesetzt, dass der jüngste Termin einer der letzten sein könnte. Aber: Zum wiederholten Mal gab’s Schwierigkeiten mit Protokollen und Abschriften. „Technical problems“ nannte das Gericht das und vertagte sich auf den März nächsten Jahres.

Während die Taten in Deutschland möglicherweise mit einer Geldstrafe für K. enden würden, sähe das in Südafrika anders aus. „Wenn das Gericht hier auf einen sexuellen Missbrauch entscheidet, dann landet er möglicherweise im Gefängnis“, sagt ein Beobachter.

Nachdem die Vorwürfe in Südafrika bekannt wurden, setzte auch an den früheren Wirkungsstätten von K. eine Diskussion darüber ein, ob es hier ähnliche Vorfälle gegeben haben könnte. Da war von Saunabesuchen mit Messdienern die Rede, von Nächten mit Jugendlichen in Zelten.

Johannes Heibel von der bundesweiten Initiative gegen sexuellen Missbrauch wurde schließlich fündig: Ein Junge sagte aus. Es wurde Anzeige erstattet, schließlich zeigte sich K. selbst an, gestand sexuellen Missbrauch. Mittlerweile legt die Staatsanwaltschaft ihm 37 Fälle zur Last, es gibt deshalb einen internationalen Haftbefehl.

Wann die Sache hierzulande vor Gericht landet, ist ungewiss. Zunächst muss das Verfahren in Südafrika abgewartet werden. Dann müsste der Geistliche ausgeliefert und nach Deutschland gebracht werden. Übrigens: Um seinen derzeitigen Lebensunterhalt muss er sich keine Sorgen machen, das Bistum Aachen zahlt ihm monatlich 1100 Euro.

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