Fall Georg K.: Endet am Donnerstag der Prozess?

Verhandlung gegen den Ex-Pfarrer aus Willich geht weiter. Ob es zu einem Urteil kommt, ist völlig offen.

Georg K. Ende 2013 beim Prozess in Südafrika.

Georg K. Ende 2013 beim Prozess in Südafrika.

Foto: NN

Willich/Tönisvorst. Die Hoffnung ist groß, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sie enttäuscht wird: Am Donnerstag wird vor Gericht in Brits bei Johannesburg erneut gegen den aus Willich stammenden Pfarrer Georg K. verhandelt — und es könnte sein, dass dieses Verfahren endet und der Geistliche direkt nach Deutschland gebracht wird.

Der 55-Jährige muss sich in Südafrika verantworten, weil er sich während eines Kommunion-Camps Kindern genähert haben soll. In Deutschland wirft die Staatsanwaltschaft Krefeld ihm sexuellen Missbrauch in 37 Fällen vor, ein internationaler Haftbefehl ist ausgestellt.

Der Prozess in Südafrika tritt seit Jahren auf der Stelle, wurde durch immer neue Anträge verschleppt und immer wieder wird vertagt. Beobachter halten es für möglich, dass der Prozess einfach zu Ende geht, womöglich ohne ein Urteil.

Unterdessen werden auch Vorfälle aus der „Frühzeit“ von Georg K. bekannt. So aus der Periode, als er Kaplan in St. Tönis war, Ende der 80er Jahre. Kein Fall von drastischem Missbrauch, eher ein gutes Beispiel, wie K. möglicherweise ausprobierte, sich das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen.

„Er kam als Kaplan nach St. Tönis“, erinnert sich Fred Gaudath (Name geändert), damals Messdiener in der Pfarre St. Cornelius. „Er setzte sich praktisch ins gemachte Nest“, erinnert sich der heute 42-Jährige. „Er hat sich bei den Messdienern per Du vorgestellt und kam durch seine kumpelhafte Art gut an“, so Gaudath, der heute im Einzugsgebiet von Köln lebt. Er selbst habe zu dem Kaplan eine sehr intensive Beziehung gehabt. Man habe sich oft und regelmäßig getroffen, „er war ein Freund für mich.“

Das änderte sich, als Gaudath die erste Freundin hatte. „Damit hatte er ein Problem“, erinnert sich der frühere Messdiener. Gegenüber Mädchen und jungen Frauen — auch Messdienerinnen — sei K.’s Ton bisweilen pampig bis ruppig gewesen.

Dennoch registrierte der junge St. Töniser (zumindest im Nachhinein) so etwas wie Annäherungsversuche. „Ich erinnere mich daran, dass ich in einem Zeltlager das Angebot angenommen habe, in seinem Zelt zu schlafen statt im Haus, wo die Jüngeren waren.“ Auch andere Messdiener hatten eine solche Nähe zu ihrem Kaplan. In der Pfarre fiel das auf, sorgte für Diskussionen. Mindestens einmal habe es sogar eine regelrechte Krisen-Konferenz gegeben. K. habe darauf ziemlich „unwirsch“ reagiert.

Erst über 20 Jahre später erfuhr Gaudath von seinem Vater, dass dieser eine Anfrage des Kaplans, gemeinsam mit dem Sohn in einem Zelt zu übernachten, strikt untersagt hatte. Dennoch hielt die Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Geistlichen noch eine Weile. K. half Gaudath sogar, in seiner Studienstadt eine Wohnung zu finden.

Die Verbindung schlief ein. Als sich beide Jahre später wiedertrafen, wunderte sich Gaudath über den kühlen Ton, den K. anschlug. „Er tat so, als sei ich ein entfernter Bekannter von früher. Dabei war er doch Teil meiner Jugend.“

Heute ist Gaudath Vater von drei Kindern. Als er von den Vorwürfen erfahren habe, sei er geschockt gewesen.

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