Figurentheater: Orientalisches Flair im Keller

Das Hohenloher Figurentheater führte „Der kleine Muck“ auf.

Figurentheater: Orientalisches Flair im Keller
Foto: Friedhelm Reimann

Neersen. Das Hohenloher Figurentheater gehört zu den Schlossfestspielen wie das Amen in der Kirche. „Der kleine Muck“ ist eine der preisgekrönten Produktionen. Sie sorgte jetzt für orientalisches Flair im Neersener Schlosskeller.

Die Kinderstücke des Hohenloher Figurentheaters begeistern auch die Erwachsenen. Johanna und Harald Sperlich verzauberten das große und kleine Publikum, wobei fairerweise nicht unerwähnt bleiben darf, dass auch der Figurenschnitzer Till de Kock und die Kostümbilderin Benita Steinmann Großartiges geleistet haben.

Auch wenn die Kinder vielleicht noch nicht den Aufwand ermessen können, der in einer solchen Produktion steckt — genossen haben dürften sie die Inszenierung aber auf jeden Fall. Es ging um Ausbeutung, um Ungerechtigkeit und um Habsucht, also um Themen, die auch heute noch aktuell sind.

Das alles wird orientalisch verklärt dargeboten mit sehr viel Liebe zum Detail. Die Figuren wirken überzeichnet wie Karikaturen. „Herbei, herbei, gekocht ist der Brei“: Der kleine Muck glaubt an so etwas wie eine Armenspeisung einer gütigen alten Dame und wird prompt engagiert — als Diener ihrer verwöhnten Katze, die ihm von dem Brei nichts übrig lässt. Als dann auch noch der blaue Hund die Vase der Alten kaputt macht, ist der kleine Muck seinen Job schon wieder los.

Es geht märchenhaft weiter: Ausgestattet mit einem Stock, der Gold aufspüren kann und Pantoffeln, die wie Sieben-Meilen-Stiefel wirken, fühlt sich der kleine Muck für den Arbeitsmarkt gut gerüstet, heuert beim dicken, feisten Sultan als Schnellläufer an. Der erkennt den Wert von Pantoffeln und Stock und eignet sich beides an. Das Publikum lernt bizarre Typen kennen wie die Sultanstochter, eine verwöhnte Göre oder den Diener, ein knochiger Typ. Und es freut sich über die Feigen, die der kleine Muck erntet und dessen Verzehr für große Ohren und eine lange Nase sorgt.

Zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich ab, dass es ein Happy-End geben wird: Als Händler verkleidet, bietet er dem Sultan die Feigen an, als Arzt verspricht er, Nase und Ohren wieder auf Normalmaß schrumpfen zu lassen, fordert allerdings die Wunderpantoffeln und das Stöckchen als Gegenleistung. Johanna und Harald Sperlich hauchten wunderschönen Figuren aus Lindenholz auf gekonnte Weise Leben ein und machten sie zu mitreißenden Schauspielern.

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