Für grüne Kartoffeln gibt’s Minuspunkte

Bei Theo Heyes und Kollegen läuft die Ernte auf Hochtouren. Ein wichtiger Partner ist Großhändler Theo Tolls.

Theo Heyes (l.) mit Rainer Jansen bei der Qualitäts- und Größenkontrolle.

Theo Heyes (l.) mit Rainer Jansen bei der Qualitäts- und Größenkontrolle.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Theo Heyes und Theo Tolls sehen sich in diesen Wochen sehr häufig: Bei dem Landwirt vom Hoferhof läuft die Kartoffelernte auf Hochtouren, regelmäßig fährt er deshalb bei dem Großhändler auf der Hardt mit seinen Hängern vor, um Industrie- oder Speisekartoffeln abzuliefern. „Die Ernte ist nach dem vielen Regen in diesem Jahr sehr gut — selbst auf schlechten Standorten. Das drückt die Preise“, sagt der Willicher Ortslandwirt.

In langen Reihen laufen die Kartoffeln bei der Firma Tolls über die Bänder.

In langen Reihen laufen die Kartoffeln bei der Firma Tolls über die Bänder.

Foto: Friedhelm Reimann

Theo Heyes und sein Sohn Thomas sind auf Kartoffeln spezialisiert: Auf 50 Hektar ihres Betriebes werden die Knollen angepflanzt. Die Ernte ist entsprechend groß: „Wir allein könnten ganz Willich mit Kartoffeln versorgen“, sagt Heyes Senior.

Soeben hat er bei Tolls eine Ladung Speisekartoffeln der Sorte „Marabel“ abgeliefert. Nach weniger als einer Stunde sind die 30 Tonnen automatisch von Erde und Steinen befreit, nach Größe sortiert und von Qualitätsprüfer Rainer Jansen kontrolliert worden. Minuspunkte gibt es zum Beispiel für grüne Kartoffeln, die vom Regen freigewaschen wurden und deshalb dem Licht ausgesetzt waren.

Heyes liefert seine Ernte bei Tolls nicht einfach nur an, sondern der Großhändler ist für ihn auch ein wichtiger Berater: Gemeinsam spricht man über die Vermarktungschancen der verschiedenen Sorten, gemeinsam wird danach ein Anbaukonzept fürs nächste Jahr erarbeitet. Und noch während der Wachstumsphase kommen Theo Tolls oder einer seiner Mitarbeiter raus, um auf dem Feld Proben zu nehmen und das Wachstum zu kontrollieren.

Als Heyes nach der Besprechung mit dem Großhändler durch die Lagerhalle geht, liegen seine Kartoffeln dort schon versandfertig in Säcken bereit. In Kürze werden sie für den Lebensmittel-Einzelhandel auf einen Laster verfrachtet, denn je schneller sie dort ankommen, um so besser ist die Qualität. Vor allem optisch: Liegen die Kartoffelsäcke zu lange aufeinander, gibt es unschöne Druckstellen.

Und wie vermeidet man diese bei Lagerkartoffeln? Bei Tolls geht man hier seit einigen Jahren ganz neue Wege: War früher eine Haufenlagerung üblich, bei der die Kartoffel einfach zu einem großen Berg aufgeschüttet wurden, setzt der Betrieb seit 2006 auf die Lagerung in Holzkisten, die bis zu 1200 Kilo fassen. Diese Kisten werden im Kühlhaus bei einer Temperatur von vier Grad aufbewahrt, die Belüftungs- und Kühltechnik steuert der Computer. Das bei der Lagerung entstehende CO2 wird regelmäßig abgeführt, damit es nicht zur Keimung kommt.

Acht Kühlräume stehen zur Verfügung: Vier mit je 450 Kisten, zwei mit 900 Kisten sowie zwei weitere mit etwa 750 Kisten. Die High-Tech-Lagerung ließ sich die „Tolls Kartoffelhandel GmbH“ damals eine Millionen-Investition kosten. „Das war die beste Entscheidung, die ich unternehmerisch treffen konnte“, urteilt der Geschäftsführer heute.

Denn mit Hilfe der modernen Technik sei er dazu in der Lage gewesen, die gelagerten Mengen zu verdreifachen und das „Vermarktungsfenster“ nahtlos bis ins späte Frühjahr zu öffnen: Wenn Theo Heyes und seine Kollegen mit den ersten neuen Kartoffeln anrücken, sind die letzten alten gerade raus.

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