Geschichte einer Straße - Siedlerallee

Die Heimatfreunde erinnern an Entstehung der Siedlerallee.

Schiefbahn. 16 Seiten ist sie stark, die neueste Ausgabe der „Zeitspuren“, der viermal jährlich erscheinenden Publikation der Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn. Sie bietet Lesestoff für alle, die Schiefbahn kennen oder sich mit der Historie vertraut machen möchten. Diesmal stehen zwei Themen im Mittelpunkt: Die Geschichte der Siedlerallee und das Schicksal der jüdischen Familie Kaufmann.

Ludwig Hügen hat sich dem Entstehen einer Straße gewidmet, die jeder Schiefbahner kennt. An der Siedlerallee liegt sowohl der Sportplatz, als auch der Jahnplatz. Fotos zeigen die Kanalsanierung der Siedlerallee im Jahr 1937 — weit und breit ist kein Haus zu sehen. Noch im selben Jahr tauchen die ersten Rohbauten auf — rund 40 Häuser sollten im Bruchgebiet entstehen.

Hügen erinnert daran, dass das Projekt auf die Initiative des Bürgermeisters Gustav Geldbach zurückgeht. Auslöser war eine Wohnungsknappheit. Vor allem kinderreiche Familien konnten sich kein Eigenheim leisten. Die 40 Immobilien waren schnell vermarktet, kein Wunder bei diesen Konditionen: Das 800 Quadratmeter große Grundstück kostete nur 360 Reichsmark. Die Finanzierung erfolgte zu 70 bis 80 Prozent aus Reichsmitteln.

Jeder Siedler bekam ein Schwein und eine Ziege. Zur Selbstversorgung kamen bald Federvieh und Obstbäume hinzu. Die feierliche Einweihung der „Volkssiedlung“ erfolgte am 30. und 31. Juli 1938.

Bernd-Dieter Röhrscheid erinnert an das Schicksal der jüdischen Familie Siegmund Kaufmann, die rund 175 Jahre friedlich in Schiefbahn gelebt hatte. Am 26. Oktober 1941 wurden die ersten jüdischen Mitbürger Opfer des Nazi-Terrors.

In den „Zeitspuren“ ist am Beispiel der Familie Kaufmann beschrieben, wie die Juden im Ort verwurzelt waren. Fritz Kaufmann, Jahrgang 1912, zeigt auf einem Klassenfoto stolz die Tafel mit der Jahreszahl 1924. „Uns geht es allen ganz gut“, schreibt er später aus dem Ghetto in Litzmannstadt, wo er heiratet. Er überlebt den Holocaust und emigriert 1950 in die USA.

„Wie es einmal war“: Unter dieser Überschrift sind Postkarten mit alten Schiefbahn-Motiven zu bewundern mit längst vergessenen Gebäuden wie dem St. Hubertus-Krankenhaus.

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