Imker: Der Königin war’s zu kalt

Meister Johann van den Bongard und seine Zunft klagen über das schlechte Wetter. Noch haben sie Hoffnung.

Anrath. Alle klagen übers Wetter — auch Imkermeister Johann van den Bongard. Doch bei dem geht es nicht nur darum, ein wenig Sonne und Wärme zu vermissen: Durch das kalte Frühjahr ist in diesem Jahr die Honigernte bei ihm und seinen Kollegen vom Niederrhein ganz erheblich eingeschränkt. Und auch seine Zucht- und Besamungsstation für Bienenköniginnen leidet unter dem kalten Frühjahr.

„So etwas habe ich in 20 Jahren nicht erlebt“, berichtet der Profi-Imker kopfschüttelnd. Bis Ende Mai war es so kalt, dass die Bienen den Stock gar nicht verlassen konnten. Eine Folge: Löwenzahn-Honig, den er mit seinen Völkern vor allem in der Eifel gewinnt, da Löwenzahn-Nektar erst ab einer Höhe von 300 Metern abgegeben werde, konnte gar nicht geerntet werden. 50 Prozent weniger als noch 2012 wird es auch beim Raps-Honig geben. Generell müssen die Kunden sich auf eine Preiserhöhung einstellen.

Ähnlich wie beim Wein sind die wichtigsten Faktoren für Qualität und Geschmack des Honigs das Wetter und gute Pflege. Um die Bienenvölker kümmern sich Johann van den Bongard und seine Tochter Iris — doch das Wetter haben sie nicht in der Hand. Und darunter leiden die Imker schon länger.

So konnte der Anrather seit zwei Jahren keinen Waldhonig mehr gewinnen. Auch andere Sorten wie Kastanie gab es kaum. So schlimm wie in diesem Jahr sei es aber noch nie gewesen: „Selbst beim Blütenhonig hatten wir im Frühjahr Einbußen.“ Jetzt hofft er auf einige warme Wochen, damit zumindest der Lindenhonig gewonnen werden kann.

Würde die Imkerei am Donkweg, die zwölf Angestellte hat, ausschließlich vom Honigverkauf leben, hätte sie wohl schon längst Probleme. Goldrichtig war deshalb vor Jahren der Entschluss des Anrathers, weitere Geschäftszweige zu entwickeln. Imkereibedarf, Lehrgänge und die Zucht- und Besamungsstation stehen mittlerweile gleichberechtigt neben den Produkten rund um den Honig.

Allein vier Mitarbeiter des Betriebes kümmern sich um die Königinnen. Die Damen sind anspruchsvoll und brauchen viel Pflege. Und wenn es zu kühl ist, gehen sie nicht vor die Tür. Was auf der Insel Baltrum momentan für Probleme sorgt.

Dorthin hat die Anrather Imkerei in einem aufwändigen Transport 130 sogenannte Begattungseinheiten gebracht, die jeweils aus einer Königin und einigen Begleitbienen bestehen. Diese werden in die Dünen aufgestellt. Die Königinnen sollen innerhalb von etwa 14 Tagen von den auf der Insel vorhandenen Drohnen begattet werden. „Wir wissen so, wer der Vater ist, was in der Zucht besonders wichtig ist“, erläutert Iris van den Bongard.

Doch weder die Königin noch ihre „Jungs“ fliegen aus, wenn es zu kalt ist. Eine Begattung findet somit nicht statt — und auch das mitgegebene Futter wird langsam knapp. Nächste Woche wird der Strandurlaub für die Majestäten deshalb beendet. „Wir schicken dann aber nochmal 50 neue Einheiten raus“, verrät der Anrather Imker. Die Hoffnung auf besseres Wetter hat er nämlich noch nicht ganz aufgegeben.

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