Jubiläum: Zum Essen ein kurzes Schwätzchen

Seit 25 Jahren liefert die Anrather Arbeiterwohlfahrt „Essen auf Rädern“. Beliebt ist vor allem Hausmannskost.

Anrath. Gerade hat Ethel Welling auf die Türklingel bei Peter Driesen gedrückt, schon öffnet der 86-Jährige ihr die Tür. „Hallo Frau Welling. Pünktlich wie immer, mein Mittagessen“, begrüßt er mit einem Lächeln die ehrenamtliche Fahrerin der Arbeiterwohlfahrt (Awo ) Anrath und hält ihr gleich eine schwarze Thermobox hin. „Meine eigene“, verrät er augenzwinkernd.

Welling packt das in Alufolie verschweißte Essen von der grünen Thermobox in die schwarze Variante, dazu wechselt noch ein Nachtisch den Besitzer. Ein kurzer Schwatz, ein „bis Morgen“ — schon geht es mit dem weißen Fiat weiter zum nächsten Kunden, der auf sein Mittagessen wartet.

Bei Willi Munsch braucht Welling gar nicht zu klingeln. „Er weiß genau, wann ich komme, steht immer schon am Fenster“, verrät Welling. Eine ebenso herzliche Begrüßung wie beim Vorgänger, dann nimmt sie das leere Thermobehältnis vom Vortag entgegen. „Ich bin seit fast zwei Jahren dabei. Früher habe ich mir ein fertiges Essen geholt, aber so ist das viel bequemer. Die gute Hausmannskost schmeckt mir immer“, erzählt der 95-Jährige.

65 Kilometer sind es, die Ethel Welling Tag für Tag zurücklegt, wenn sie das Essen in Willich, Vorst und Forstwald rundfährt. Seit elf Jahren ist die Ehrenamtlerin dabei, seit nunmehr 25 Jahren gibt es das Angebot.

Angefangen hat alles 1986. „Damals fragte die Stadt Willich an, ob wir uns engagieren können“, sagt Hajo Remmertz, Kassierer und Mitbegründer der Awo Anrath. „Wir sind in der ersten Zeit noch mit den eigenen Autos gefahren und haben Kilometergeld bekommen“, berichtet Renate Mertens, 2. Vorsitzende. Allerdings gehörten nur Neersen und Anrath zum Einzugsgebiet. Es gab nämlich strikte Trennungen, welche Organisation für welchen Bereich zuständig war.

Auch waren es in den Anfangszeiten keine warmen Gerichte, sondern gekühlte Waren, die ausgefahren wurden. Die Bezieher mussten sie selbst erhitzen. In den 90er Jahren wurde dann ein beheizbarer Automat für heiße Mahlzeiten angeschafft.

In den folgenden Jahren fiel der Gebietsschutz und die Stadt zog sich aus der Organisation zurück. Seitdem arbeitet die Awo selbstständig. Der erste eigene Wagen kam, mit dem das Essen ausgefahren wird. Er steht auch für Hol- und Bringdienste für Senioren bereit. Heute sind Welling und Simone Lindenberg als Fahrerinnen damit die 365 Tage im Jahr unterwegs.

„Über 190 000 Mahlzeiten sind in den 25 Jahren ausgefahren worden“, bemerkt Remmertz. Vorstandsmitglied Käthe Daners fügt an, dass das Essen auf Rädern nur ein Teil der vielen Angebote der Awo sei. Frühstücken oder Bingo spielen in der Begegnungsstätte an der De-Mülder-Gasse 4 gehörten unter anderem zum Programm.

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