Jugendsport: Sperren nach Dusch-Attacke

Die Vorkommnisse von Anrath beschäftigten die Spruchkammer des Fußballkreises.

Anrath. Wenn etwas sicher ist nach diesem Abend: Die fünf Waldnieler A-Jugend-Spieler, die am 2. Oktober in Anrath versucht haben sollen, die Dusche zu stürmen, unter der sich noch die Frauen von Viktoria Anrath befanden, dürften sich ziemlich erschrocken haben.

Erschrocken angesichts dessen, was sie mit ihrer Aktion ausgelöst haben. Es war voll im Jugendheim des Kreissportbundes in Lobberich, wo die Spruchkammer des Fußballkreises sich mit dem Vorgang beschäftigte. Fast die komplette Mannschaft des SC Waldniel war angerückt, hinzu kam eine ganze Reihe von Zeugen aus Anrath und Beobachter.

„Ja, wir haben ein bisschen Randale gemacht“, räumte der Spieler ein, der sowieso schon per einstweiliger Verfügung gesperrt ist. Der junge Mann selbst hatte nicht mitgespielt, er war in Straßenklamotten in der Umkleide. „Vielleicht haben wir eine Frau auch ein bisschen geschubst“, erklärte er.

Den Versuch, das Geschehen herunterzuspielen, allerdings unterband Spruchkammer-Chef Klaus Trienes gleich mehrfach gekonnt. Ein weiterer A-Jugendspieler bestätigte im Großen und Ganzen die Darstellung seines Kollegen. Man habe nach Hause gewollt und deshalb Druck gemacht.

Die Schilderung der Spielerinnen von Viktoria Anrath klangen dagegen deutlich drastischer. Auch was die Schimpfworte angeht, die wohl gefallen sind. Und: „Es kamen Handys unter der Tür durch“, erinnerte sich eine Beteiligte. Zusätzlich seien die Spielerinnen unter der Tür durch mit einem Schirm attackiert worden.

Eine weitere Spielerin berichtete von dem Versuch, bei den Waldnielern Hilfe zu bekommen. „Da wurde ich aber nur blöd angeguckt“, berichtete sie.

Der SC Waldniel hatte eine Rechtsanwältin mitgebracht, die bei den Anrather Spielerinnen immer wieder nachfragte und schließlich auch relativierte: „Was sexuelle Belästigung ist, das hängt auch davon ab, wie man das empfindet.“

Vorab schon hatten sich beide Vereine zu einem Runden Tisch getroffen. Dabei war — so stellt es sich zumindest derzeit dar — die größte Sorge der Frauen ausgeräumt worden. Es seien keine Fotos oder Video-Aufnahmen gemacht worden und folglich könnten auch keine ins Internet gesetzt werden.

Nach rund zwei Stunden hatte die Spruchkammer genug gehört: Es wurde auf die Anhörung weiterer Zeugen verzichtet. Und zumindest was den erstgenannten Spieler angeht, ging dessen Wunsch nach Aufhebung seiner Spielsperre nicht in Erfüllung. Er gilt als Haupttäter und darf bis zum 23. März nicht mehr ran. Ein Kollege wurde bis zum 12. Februar, drei weitere Jugendliche bis zum 12. Januar gesperrt. „Grobe Unsportlichkeit nach dem Spiel“, hatte die Spruchkammer entschieden.

Bei der Polizei ist das Verfahren noch in Bearbeitung. Und auch der SC Waldniel überlegt noch, ob er gegen einen Betreuer der Anrather Damen vorgeht, der „robust“ in das Geschehen involviert war. Auch eine mögliche Berufung halte man sich offen, hieß es am Rande.

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