WZ-Mobil Kugelahorne: Die Stimmung ist gereizt

Am WZ-Mobil ist über die Zukunft der Bäume auf dem Willicher Markt teilweise laut und polemisch gestritten worden.

Beim WZ-Mobil am Donnerstag lebhaft über die Kugelahorne am Willicher Marktplatz gestritten worden.

Beim WZ-Mobil am Donnerstag lebhaft über die Kugelahorne am Willicher Marktplatz gestritten worden.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Willich. Die Diskussionen am WZ-Mobil waren hitzig. Unversöhnlich standen sich die Gegner und Befürworter der Kugelahorne am Willicher Markt gegenüber. Engagiert, teilweise laut und polemisch stritten Bürger und Politiker über den Sinn eines Erhalts der Bäume. Auch die Konsequenzen des höchstwahrscheinlich erfolgreichen Bürgerbegehrens der Initiative „Pro Kugelahorn“ waren Thema.

Beispielhaft für die Auseinandersetzung beider Seiten ist der handfeste Streit zwischen dem Planungsauschussvorsitzenden Christian Pakusch (CDU) und Ratsmitglied Hagen Becker (Grüne). Becker wirft Pakusch vor, mit seiner Kritik am Anliegen der Bürgerinitiative seine Pflicht zur Neutralität als Ausschussvorsitzender zu verletzten.

Eine entsprechende Pressemitteilung der Grünen empfindet Pakusch als „bodenlose Frechheit“. Er müsse zum Wohl der Stadt agieren. Zudem wirft er den Grünen vor, zunächst in entsprechenden Gremien für die Umgestaltung des Markts mit Fällung der Ahorne gestimmt und diese Haltung vor acht Wochen revidiert zu haben. So gefährde die Partei das gesamt Markt-Projekt. „Es ist nicht nötig, dass es scheitert. Wir können ja einen Kompromiss finden“, entgegnet Becker.

„Ich habe letzte Woche das Bürgerbegehren unterschrieben“, sagt Elke Krüden. Das ärgert die Willicherin jetzt. Denn erst durch Statements der Politik habe sie in den vergangenen Tagen erfahren, dass ein erfolgreiches Bürgerbegehren die gesamte Umgestaltung des Markts gefährdet. Sie ist unzufrieden mit der Kommunikation von Initiative und Politikern.

„Vor einem Jahr hätte man die Bürgerinitiative ernst nehmen können“, sagt Werner Zens. Während des Planungsverfahrens hätten die Kugelahornfreunde ihre Ideen in der Stadtschmiede vortragen sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann er den Vorstoß der Bürgerinitiative nicht nachvollziehen. Bernhard Schwerdtner sagt: „Ich bin gegen den Erhalt. Willich sollte ein neues Gesicht bekommen.“

„Vier Institute können nicht irren“, sagt FDP-Mann Karl-Heinz Koch im Hinblick auf die Tatsache, dass alle Planungsbüros, die Entwürfe für den neuen Markt vorgelegt haben, die Kugelahorne fällen wollten: „Ich bezweifle, dass der Bürgerinitiative die Konsequenzen ihres Anliegens klar sind. Es geht um die Frage Belebung des Marktes ja oder nein?“

Die Folgen eines erfolgreichen Bürgerbegehrens spricht auch Volker Hufschmidt, Planungsauschussmitglied der SPD, an. Es verschiebe die Marktumgestaltung mindestens um ein Jahr, wenn sie überhaupt noch stattfinden könne. Denn durch die Verzögerung des Verfahrens würden Fristen verstreichen, um Fördermittel beim Land zu beantragen.

Ob es diese in den nächsten Jahren noch einmal gibt, bezweifelt Hufschmidt. Alleine könne die Stadt das Projekt nicht stemmen. In diese Kerbe schlagen fast alle Politiker von SPD, FDP und CDU. Hufschmidt beklagt zudem: „Wenn ich höre, dass die Bürgerinitiative Kinder, die keine Fragen beantworten können, zum Unterschriften sammeln schickt, finde ich das moralisch anfechtbar.“

SPD-Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid kritisiert, dass sich die Kugelahorngegner nicht am öffentlichen Planungsverfahren beteiligt hätten. Zur Fördermitteldebatte ergänzt er: „Wenn die Bäume erhalten bleiben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir auch keine Fördermittel erhalten.“ Eine komplette Umgestaltung sei notwendig.

„Ich habe so einen Hals“, ruft Hans Kothen: „Ich finde es unverschämt, welche Forderungen die Bürgerinitiative in dieser Phase des Verfahrens stellt. Ich befürchte, dass wir gar nicht mehr zum Umbau kommen.“ Kothen klagt, dass die Initiatoren der Initiative nicht den Mut hätten, Vor- und Nachteile ihres Anliegens auf den Tisch zu legen.

Renate Tippmann bezeichnet sich selbst als „Baumfreundin“. Dennoch hat sie das Bürgerbegehren nicht unterschrieben: „Mir ist die Forderung, alle Bäume zu erhalten, zu radikal.“ Kompromisse seien notwendig, um eine Lösung zu finden. Angelika Baumbach von der FDP kritisiert, dass die Hauptinitiatoren der Bürgerinitiative, Christa Disselkamp, Markus Wolf und Conny Türk, nicht an der Diskussion am WZ-Mobil teilnehmen. Zumindest ist Initiativen-Mitglied Adelheid Müller gekommen, um die Vorwürfe zu kontern: „Bei uns werden die Leute in Gesprächen und auf unserer Homepage über alle Argumente aufgeklärt. Davon, dass Kinder losgeschickt werden, weiß ich nichts.“

Müllers Mitstreiterin Marianne Bieniek fügt hinzu: „Alles kann umgestaltet werden, ohne dass die Bäume gefällt werden. Das ist ökologischer und ökonomischer.“ Renate Küper hat bereits unterschrieben: „Schon am Kaiserplatz ist alles gefällt worden. Unter den Kugelahornen herrscht doch eine fantastische Atmosphäre.“

Marlene Molter sieht das anders: „Ich bin dafür, dass die Bäume wegkommen.“ So könne der Markt umgestaltet und damit endlich autofrei werden.

Peter Wynands ärgert sich darüber, dass „die Stadt Willich so einen großen Aufwand betreibt.“ Seiner Meinung nach informieren sich die Leute nicht ausreichend über die Bürgerinitiative und unterschreiben in Unwissenheit: „Die Wenigsten wissen, was sie wirklich unterschreiben.“ Ihm persönlich ist das Schicksal des Platzes gleichgültig. Er kann es jedoch nicht nachvollziehen, dass „man jetzt gegen einen festen Entschluss der Stadt ankämpft. Die Leute hatten ihre Chance auf der Versammlung.“

Monika Grünwald sagt, sie habe sich nicht vernünftig mit dem Thema beschäftigt, ehe sie unterschrieben hat. Diese Unterschrift will sie nun zurückziehen: „Unter den Bäumen ist es zu dunkel, die Äste hängen zu tief. Es ist so düster, das ist unangenehm. Man sollte lieber neue Bäume pflanzen, unter denen man wirklich sitzen kann.“ Sie betont jedoch, wie wichtig es sei, für Ersatz zu sorgen. Für Hans-Joachim Bieniek stellt das Ersetzen der Bäume keine Alternative dar: „Man kann nicht zwölf Bäume, die 25 Jahre alt sind, einfach abholzen und ersetzen. Wir betreiben Naturschutz und das gehört nicht dazu.“

Auch Heinrich Werner Müller stimmt für den Erhalt der Bäume. Die neuen Gestaltungspläne stoßen bei ihm auf Ablehnung: „Die Alternative ist keine wirkliche Alternative. So alte Bäume, die auch Schatten spenden, sollten erhalten werden.“ Michael Schmitz, Vorsitzender der CDA Willich, ist anderer Meinung. Seiner Ansicht nach „sollte den Gestaltern eine Chance gegeben werden“. „Es gibt ein gutes neues Konzept, das nun in Gefahr gebracht wird. Jeder Bürger hatte seine Chance, sich dagegen zu äußern“, sagt Schmitz. In seiner Meinung wird er durch Dirk Engelhardt bestärkt: „Ich habe die neuen Pläne gesehen und die sind bedeutend schöner“. Er möchte ebenfalls, dass Willich schöner wird und sieht die Realisierung in der Neugestaltung des Marktplatzes.

Dies stößt bei Ingrid Klemann nur auf Unverständnis. „Man hat eh so wenig Grün in Willich. Der Kaiserplatz wurde schon umgebaut, jetzt soll noch der letzte grüne Fleck weichen“, meint Klemann empört. Für sie sind die Bäume ausschlaggebende Faktoren der Willicher Atmosphäre: „Wenn die nicht mehr da sind, dann fehlt einfach etwas.“ Ein Ersetzen der Bäume kommt für sie ebenfalls nicht in Frage. „Bis die Neuen erst einmal so groß sind, vergehen Jahre“, sagt Klemann.

Hans Walter Stocks und Klaus Nolting meldeten sich per Mail bei der Redaktion. Stocks kritisiert das teilweise „unprofessionelle Vorgehen“ der Bürgerinitiative und sieht in ihrem Handeln eine Gefährdung der Neugestaltung: „Es wird übersehen, dass man mit diesem Schwachsinn die ganzen Pläne aufs Spiel setzt, wenn nicht sogar verhindert und das für die Erhaltung von 20, teilweise kranken Bäumen.“ Das Vorgehen der Bürgerinitiative bezeichnet Stocks als Farce. Nolting rät deren Mitgliedern, „ihre Energie in wirkliche Problemfelder zu stecken“.

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