Kunst aus Kiew in der Kirche

13 Künstler aus der Ukraine stellen bis 1. Juli sakrale Bilder in der Pfarrkirche St. Katharina aus.

Willich. Zwei Frauen kamen im Oktober 2010 bei ihrem Flug von Kiew nach Dortmund ins Gespräch. Die Mezzosopranistin und Opernsängerin Radmila Brovdiy, die in Neersen wohnt und mit dem Galeristen Dr. Wolgang Boochs verheiratet ist, und die in Düsseldorf lebende ukrainische Malerin Lesya Ortynska. Die Ukrainerin und Meisterschülerin von Professor Mykola Storozhenko hatte erfolgreich das Studium der sakralen Kunst und der Kirchen- und Bilderrestaurierung in Kiew abgeschlossen. „Es wäre wunderbar, wenn wir unsere Werke mal in Deutschland präsentieren könnten“, sagte damals Lesya. Ihr Herzenswunsch wird Wirklichkeit: Bilder von 13 ukrainischen Künstlern werden bis zum 1. Juli in der katholischen Pfarrkirche St. Katharina ausgestellt.

„Es waren viele Abenteuer zu überstehen, ehe wir in der vergangenen Woche eine etwa 160 Kilogramm schwere Holzkiste mit den insgesamt 24 Bildern hier stehen hatten“, sagte am Donnerstag der Vorsitzende des Fördervereins „Pro Katharina“, Paul Schrömbges. Es war eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, denn Kunstwerke aus der Ukraine zu versenden, stößt erst einmal bei den Behörden und beim Zoll auf totales Unverständnis. Es halfen unter anderem Bürgermeister Josef Heyes, der Viersener Ukraine-Freund Fritz Meies, der Professor der Akademie und die ukrainische Botschaft.

Was außerdem glückte: mit den Bildern kamen jetzt auch die Künstler Alexander Kudriavchenko (36) und Tetyana Kashkarova (29) für einige Wochen mit nach Deutschland. Gemeinsam mit den in Köln beziehungsweise Düsseldorf lebenden 36jährigen Tanja Kolinko und Lesya Ortynska waren ihnen am Donnerstag die Freude über die Präsentation ihrer Werke deutlich anzusehen.

Zu sehen sind sakrale Bilder, die in konkreter, aber auch abstrakter Form den Betrachtern auf unterschiedliche Weise die biblische Geschichte erklären. Wobei man dabei auch träumen und eigene Fantasien entwickeln kann. Schon bei der ersten Präsentation während des sonntäglichen Gottesdienstes hatte Pfarrer Jürgen Lenzen von der Einzigartigkeit dieser Begegnung gesprochen und von einer „Bereicherung für unser Gotteshaus und seine Besucher“.

Die Bilder, die auch gekauft werden können, spiegeln auch ein Stück Freiheit und Befreiung wider. Denn den Lehrstuhl an der Akademie für Künste in Kiew gibt es in der heutigen, vielfältigen Form erst seit 1994 — also erst nach dem Kalten Krieg und der Abspaltung des Landes von der Sowjetunion.

Die 13 Künstler sind allesamt Meister ihres Fachs und jetzt als selbstständige Maler oder Restaurateure tätig. „Politik und Parteien sind vergänglich, aber unsere Kunst ist zeitlos“, sagt Alexander Kudriavchenko, dem zwar die politischen Geschehnisse in seinem Land nicht gleichgültig sind, der dies aber strikt von seiner künstlerischen Arbeit trennt.

Alexander Kudriavchenko ist übrigens auch ein begeisterter Fußball-Fan. Wer wird Europameister? Der 36-Jährige ist sich nicht ganz sicher, hat aber einen Wunsch: „Dass die Ukraine gegen Deutschland im Endspiel steht.“

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