Neue Lärmbeschwerden: „Ein Flüsterasphalt könnte helfen“

An der Süchtelner Straße in Vorst häufen sich wieder Beschwerden der Anwohner.

Neue Lärmbeschwerden: „Ein Flüsterasphalt könnte helfen“
Foto: Kurt Lübke

Vorst. „Als Gutachter oder Dozent habe ich früher immer versucht, die Dinge gewissenhaft und nüchtern zu betrachten“, sagt Hans-Joachim Berndt. Der heute 76-Jährige wohnt seit 1973 an der Bachstraße in Vorst, hat sich auch immer eingemischt, wenn es um Verkehrsfragen in Vorst und in seinem direkten Wohnumfeld ging.

Erst jüngst hatten Anwohner der Süchtelner Straße wieder über Raser oder über die Zunahme des Schwerlastverkehrs geklagt. Berndt sieht dies etwas anders. Nach seiner Auffassung seien in erster Linie Baufehler und ein schlechter Straßenbelag der Grund der hohen Fahrgeräusche und der Belästigungen.

Berndt, der als Dozent und Lehrbeauftragter an der Hochschule Niederrhein und an der RTWH in Aachen war, hatte darauf schon 1996 hingewiesen. Damals votierten etwa 70 Prozent gegen den Bau einer Ortsumgehung.

Berndt: „Das war auch richtig so, diese Umgehung hätte nichts gebracht.“ Nach den jüngsten Beschwerden hat er erneut das Geschehen an den Vorster Ortsdurchfahrten stundenlang beobachtet. Und kommt zu folgendem Schluss: „Sicherlich gibt es auch einige Raser, aber die überaus starken Fahrgeräusche werden auch von kleinen Pkws verursacht.“

Anstelle von aufwändigen Lärmmessungen oder Geschwindigkeitsanzeigen („Die kontrollieren lediglich das eigene Fahrverhalten, bringen aber keine Lärmreduzierung“) moniert der Experte die Beschaffenheit des Straßenbelages. Sein Vorschlag: „Ein Flüsterasphalt könnte dort für die eine entscheidende Lärmminderung sorgen.“

Dem Vorster fiel außerdem auf, dass sich zuletzt wieder Anwohner beschwert hatten, die vor allem in den parallel zur Süchtelner Straße wohnenden Häusern und in den Wohnblöcken zwischen Bachstraße und Sportplatz wohnen würden. Gegen diese Bausünden aus den 1970er-Jahren könne man wenig ausrichten. Die Hauseingänge der Wohnblöcke lägen auf der ruhigen, von der Durchgangsstraße abgewandten Wagner- bzw. Haydn-Straße, während die Wohnzimmer und Balkons voll dem Straßenlärm auf der Süchtelner Straße ausgesetzt seien.

Auch ein technischer Lärmschutz durch dichte Zäune oder Lärmschutzwände sei kaum vorhanden. Was ihm bei seinen Recherchen vor Ort noch auffiel: Zur Rush Hour zwischen 16 und 18 Uhr wird oft ein flüssiger Durchgangsverkehr durch an einem Kiosk an der Oedter Straße haltende Autos blockiert werde. Hier könnte ein Haltestreifen auf dem Platz neben dem Imbiss für Abhilfe sorgen.

Lärmgeplagte Anwohner hatten ferner vermutet, dass Lkw-Fahrer die Vorster Durchfahrt nutzen, um Maut zu sparen. Daran glaubt Berndt nicht. Diese These ließe sich nur durch eine intelligente Verkehrszählung an allen Ein- und Ausfahrtsstraßen von Vorst überprüfen: „Dabei dürfen nicht nur Strichlisten geführt werden, sondern es müssen neben der Uhrzeit, der Fahrzeugtyp und ein Teil des Autokennzeichens — soweit erlaubt — registriert werden.“

Bürgermeister Thomas Goßen hatte zuletzt den klagenden Anwohnern Hilfestellungen versprochen und wollte über eventuelle Maßnahmen im September berichten. Auch Berndt wartet mit Interesse auf die nächste Runde.

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