Pfarrer Otto Kaempffer: Kein Platz mehr für den Teufel

Abschied: Pfarrer Otto Kaempffer geht in den Ruhestand. Unter anderem freut er sich auf Ausstellungen und Urlaub.

Schiefbahn. "Misstrauen Sie Autoritäten und halten Sie sich den Teufel für immer vom Leib." Klingt das nach Worten eines katholischen Pfarrers? "Warum eigentlich nicht", heißt die Antwort im Falle Otto Kaempffers. Denn diese Ratschläge gibt er sinngemäß in seinem Abschiedsartikel im Pfarrbrief. Freiheitsliebe und Humor zeichnen sich in diesem einzigen Satz bereits als Wesensmerkmale des 65-Jährigen ab.

Doch auch ganz im Ernst weiß Kaempffer eine Strategie zur Teufels-Prävention: "Im Glauben an einen absoluten Gott ist kein Platz mehr für den Teufel", erklärt er im Gespräch mit der WZ.

Kaempffers Skepsis gegenüber Autoritäten, auch in der kirchlichen Hierarchie selbst, hat seine Wurzeln im zweiten Vatikanischen Konzil. Theologen wie Karl Rahner, Hans Küng, aber auch Joseph Ratzinger versuchten in den 60er Jahren moderne menschliche Erfahrungen mit dem christlichen Glauben zu verbinden und setzten sich für Religionsfreiheit ein. "Gläubige sind keine Schafe, die auf einen Bestimmer angewiesen sind, sondern wir gestalten unsere Freiheit, die uns Jesus geschenkt hat, selbst. Wir sind alle ein Geschlecht."

Otto Kaempffer, in Kleve geboren, in Schiefbahn aufgewachsen und seit zwölf Jahren Pfarrer in St. Hubertus sagt Adieu. Die Knie machen nicht mehr mit, ein Herzinfarkt hat ihm zugesetzt. Den üblichen 14-Stunden-Tag konnte Kaempffer zuletzt nur noch mit großer Anstrengung bewältigen. Am 21. April wird er nun um 17 Uhr mit einer Eucharistiefeier und einem anschließenden Empfang in der Kulturhalle offiziell verabschiedet. Und da Kaempffer den neuen Pfarrern nicht im Weg stehen will, wird er Schiefbahn danach den Rücken kehren.

Wie es ihm geht, wenn er daran denkt? "Mies", sagt er und überlässt sein Gesicht der Schwerkraft. "Ich habe die Gemeinde sehr geliebt. Es ist sehr hart, sie jetzt verlassen zu müssen." Die Pfarrer Markus Poltermann und Karl-Josef Pütz übernehmen anschließend die Verantwortung über alle katholischen Gemeinden in Willich.

Kaempffer hat in seiner Zeit als Priester in Schiefbahn einiges bewegt. So wurden unter ihm unter anderem die Gottesdienste der Frauengemeinschaft eingeführt. Zudem war seine Gemeinde eine der ersten, in der Beerdigungen durch Laien ausgeführt wurden. Hinzu kommen zahlreiche Bibelreisen nach Israel, Syrien, Griechenland, in die Türkei und nach Jordanien. "Zu den Ursprüngen der Religionen und ihren Gemeinsamkeiten", wie Kaempffer sagt.

Bei aller Trauer, Otto Kaempffer freut sich auch auf die Zeit danach - auf Kunstausstellungen, auf Urlaube mit Freunden in der Toskana, darauf Archäologe-Vorlesungen zu besuchen, schwimmen zu gehen und natürlich auf seine Bücher. Tausende stapeln sich in seiner Wohnung. Bei seinem Umzug vor zwölf Jahren ins Pfarrhaus an der Hubertusstraße 5 transportierte er sie in 125 Kartons. "Das werden jetzt sicher noch einige mehr", seufzt er.

Otto Kaempffer (65) wird in Kleve geboren und wächst in Schiefbahn auf. Er ist schon als Jugendlicher in der Kirche engagiert und lässt sich von den Kaplänen für Theologie begeistern.

Trotzdem absolviert er zunächst eine kaufmännische Lehre bei den Edelstahlwerken in Kleve.

1966 macht er sein Abitur am Abendgymnasium in Neuss und studiert später in Bonn und Aachen Theologie.

1972 wird er zum Priester geweiht. Er wird Kaplan in Neuwerk und Krefeld-Gartenstadt.

Nach elfjähriger Priestertätigkeit in Rheydt tritt Kaempffer 1995 seine Stelle in Schiefbahn an.

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