Plastische Chirurgie für Bangladesch

Der junge Verein „FOR-Bangladesch“ aus Willich verbessert mit Hilfsgütern und Know-how die ärztliche Versorgung vor Ort.

Willich. Christof Neumann, Christian Schmitz und Arndt Hüsges kennen sich aus Schulzeiten am St. Bernhard-Gymnasium. Der Versicherungskaufmann, der Mediziner und der Firmeninhaber haben sich nie aus den Augen verloren. Vor einigen Jahren lernten sie Hasnat Mia (46) kennen, einen Verkaufs-Manager aus Bangladesch, der in Deutschland lebt und in einem Hydraulik-Unternehmen in Willich arbeitet.

„Uns ging es gut, wir wollten was für die Menschen tun, die nicht dieses Glück gehabt haben“, erzählt Christian Schmitz (36). Daraus ist eine bemerkenswerte Privatinitiative entstanden, der Verein FOR-Bangladesch, der einiges zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung in dem südasiatischen Staat unternommen hat.

Christian Schmitz lebt in Willich, arbeitet als niedergelassener Arzt in Köln. Er ist plastischer Chirurg. Hasnat Mia erzählte ihm und seinen Freunden von den Verhältnissen in Bangladesch: Viele leben in großer Armut, verdienen den Lebensunterhalt als Tagelöhner, Rikschafahrer oder Arbeiter in Textilfabriken. Wer krank wird oder einen Unfall erleidet, hat verloren. Wer durch Fehlbildungen, Gift-, Säure- oder Autounfälle verstümmelte Gliedmaßen hat, wird wie ein Aussätziger behandelt.

Im Mai 2011 gründete sich die Initiative mit einem Dutzend Mitglieder. Jeder hat seine ehrenamtliche Aufgabe. Dabei sind im „Back Office“ Peter Schmitz und Ehefrau Christa Schmitz-Hohenstein aus Schiefbahn. Christof Neumann kümmert sich um die Finanzen, Rechtsanwältin Katja Kerkow um die rechtliche Beaufsichtigung der Projekte. Auch der als Gründungs- und Vorstandsmitglied tätige Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. Greg Pataki (Willich), ist zu einem unentbehrlichen Helfer geworden. Genauso wie Anästhesistin Dr. Krisztina Schmitz-Grosz, die in den Krefelder Helios-Kliniken arbeitet. Sie hat sich 2012 für den ersten großen Hilfstransport in die Universitätsklinik in Dhaka („Bangabandhu Sheikh Mujib Medical University“) starkgemacht. Die Helios-Kliniken spendeten für das Hospital 93 Erwachsenenbetten, acht Kinderbetten und 42 Nachttische. Der Transport von drei Großcontainern ist noch auf dem Seeweg in die bengalische Hauptstadt unterwegs und wird in zwei Wochen eintreffen.

„Unser vorrangiges Ziel ist, dass Ärzte vor Ort später einmal die plastische und rekonstruktive Chirurgie selbst vornehmen können“, hofft Christian Schmitz. Bis dahin sei es ein weiter Weg.

Die Ärzte der Initiative waren im vergangenen Jahr zweimal in Dhaka, machten über 100 kleine Eingriffe und größere Operationen, die in der Uni-Klinik in die Hörsäle der Medizinstudenten übertragen und später im Detail erklärt wurden. An einen Fall erinnert sich der plastische Chirurg besonders. Bei einer Fahrt über die Dörfer hatte man durch Zufall die elfjährige Dipa kennengelernt. Sie hatte sich durch einen Sturz am Holzofen kochendes Wasser über den Oberkörper gekippt. Sie wurde mit in die Uni-Klinik genommen, ihre unansehnliche Narbe durch Gewebe-Verpflanzungen hergerichtet. Auch ihrem Vater, der als angestellter Rikschafahrer nur zwei Euro pro Tag verdiente, wurde geholfen. Neben den Medikamenten für seine Tochter wurde ihm für 180 Euro eine eigene Rikscha gekauft. Nun kann er fünf Euro am Tag verdienen.

Bald wollen Ärzte aus Dhaka, wie Assistenz- Professor Dr. Anowarul Islam, im Rahmen eines von „FOR Bangladesch“ organisierten Ausbildungsprogrammes nach Deutschland kommen, den deutschen Chirurgen hier über die Schulter schauen, um ihr Wissen dann an ihre Kollegen weiterzugeben.

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