Schließung: Die letzte Christmette in St. Maria Rosenkranz

Auf den Verkauf des Gotteshauses an die Stadt reagieren viele mit Trauer und Enttäuschung. „An Weihnachten wird der Verlust besonders deutlich“

Schließung: Die letzte Christmette in St. Maria Rosenkranz
Foto: Kurt Lübke

Willich. Über Jahre stand es im Raum. Seit einigen Wochen ist es Gewissheit. Die katholische Kirche St. Maria Rosenkranz wird im kommenden Jahr aufgegeben. Die geplante Schließung zum 30. Juni hinterlässt bei den Katholiken im Willicher Norden Wut, Trauer und Enttäuschung.

Die Kirche wurde samt Pfarrheim, Glockenturm und 10 000 Quadratmetern Ackerland an die Stadt Willich verkauft. So setzt die Gemeinde Einsparungsziele des Bistums Aachen um. Viele Gemeindemitglieder reagieren mit Unverständnis.

„Ich bin enttäuscht von den Kirchenvertretern. Die sind nur noch Geschäftsleute“, kritisiert Stefan Mayer. Er ist einer von vielen Katholiken, die auch am vergangenen Sonntag nach der Messe ihrem Ärger vor der Kirche Luft machten. „Ich bin sauer, weil wir nicht erfahren, was aus der Kirche wird“, beklagt Angelika Müller. Eine andere Dame sagt: „Jetzt, wo wir hier zum letzten Mal Weihnachten feiern, wird der Verlust besonders deutlich.“ Einige berichten, dass sie in St. Maria Rosenkranz geheiratet haben oder ihre Kinder taufen ließen. Für sie geht mit der Schließung ein Ort der Erinnerung verloren.

In einem Punkt sind sich die meisten Kirchgänger einig. Nach der Schließung werden sie auf keinen Fall die Messen in der Kirche St. Katharina, dem Hauptgotteshaus der Willicher Gemeinde, besuchen. Aufgrund ihrer Enttäuschung wollen sie sich zu Kirchen in anderen Städten orientieren.

Während die Gottesdienstbesucher draußen diskutieren, sitzt im Pfarrhaus der harte Kern der Gemeindemitglieder zusammen. Sie reden ebenfalls über das Aus der Kirche. Sabine Hügging-Behm ist dabei. Die Organisatorin der Jugendarbeit von St. Maria Rosenkranz erklärt, warum den Katholiken im Willicher Norden so viel an ihrer Kirche liegt: „Hier steckt Herzblut drin.“ Von Anfang an haben sich die Gläubigen ohne fremde Hilfe um das Leben in der Gemeinde und um ihr Gotteshaus gekümmert.

Den Bau der Kirche im Jahr 1939 finanzierten sie mit ihrem eigenen Vermögen. Auch spätere Renovierungen, der Kauf der Kirchenfenster und die Anschaffung der Glocken sind durch Spenden finanziert worden. Das Gemeindeleben, da sind sich alle einig, sei stets lebendig und offenherzig gewesen.

Die Fusion mit der Gemeinde St. Katharina im Jahr 2010 habe daran nichts geändert. „Teilweise hat St. Katharina mit Neid darauf geguckt, was hier möglich ist“, sagt Hügging-Behm. Sichtlich bewegt spricht sie über das Zusammenleben der Gläubigen im Willicher Norden.

Trotz aller Trauer müssen diese bis zur Schließung eine logistische Herausforderung bewältigen. Denn die Stadt hat in einer Aufforderung an die Gemeinde wörtlich verlangt, am 1. Juli eine „besenreine“ Immobilie vorzufinden. Das bedeutet: Die Bänke, der Altar und alle übrigen Gegenstände müssen aus der Kirche raus. Was mit dem Inventar passiert, ist größtenteils ungeklärt. Hügging-Behm hofft, dass möglichst viele Dinge einen Platz in anderen Kirchen in Willich finden. So soll wenigstens ein Teil von St. Maria Rosenkranz weiterleben.

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