Schlossfestspiele: Im Keller warten Kekse

Das Theaterensemble hat sich mit der Tee- und Kaffeeküche im Schloss ein gemütliches Refugium geschaffen.

Neersen. Draußen bei der Probe sind es 28 Grad. In den kühlen Mauern des Schlosskellers angenehme 20. In einer Ecke proben drei Schauspieler für die Komödie „Bezahlt wird nicht“. Ein Akteur mit Sarg auf den Schultern soll abgehen, während ein anderer gleichzeitig auftreten soll. Noch will das Kunststück nicht so recht gelingen, aber nach ein paar Versuchen klappt es. Jetzt heißt es warten. Warten darauf, dass Intendantin Astrid Jacob zur Fortsetzung der Probe ruft.

Warten, das muss man am Theater immer wieder, nicht nur bei den Schlossfestspielen: Warten auf den Auftritt, warten während der Probe — bei Freilicht auch darauf, dass der Regen aufhört. Die Wartezeit können die Schauspieler in Neersen schon seit vielen Jahren in besonders angenehmer Atmosphäre verbringen.

Wenn das Ensemble das Schloss in Besitz nimmt, wird im Keller eine Teeküche eingerichtet, die unter der Führung von Christine Csar in vielen Jahren langsam zu einem Wiener Kaffeehaus gewachsen ist. Kein Wunder, stammt der gute Geist der Festspiele doch aus der Stadt an der Donau.

Verschiedene Teesorten, vom Grünen Tee mit Zitrone, der besonders gut für die Stimme sein soll, über Pfefferminzetee, für die etwas angeschlagenen Ensemblemitglieder, bis zu Kamille und Rooibos reicht das Angebot. Natürlich gibt’s auch kannenweise Kaffee. Dazu werden Kekse gereicht sowie Obst und Gemüse. Christine Csar lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. „Immer, wenn ich für mich einkaufen gehe, kaufe ich auch was für die Teeküche“, verrät sie.

Plötzlich schneit Silke von Patay, die Bühnen- und Kostümbildnerin der Festspiele, herein, gießt sich einen Kaffee ein und nimmt sich einen der vielen unterschiedlichen Kekse. „Das ganze Jahr über esse ich keine. Nur hier in Neersen und da nehme ich dann gleich meine Jahresdosis zu mir“, scherzt sie.

Aber das Wichtigste für sie ist der Kaffee. „Ich trinke gerne richtig tiefschwarzen Kaffee. Wenn ich mal eine Kanne aufschütte, dann nehmen viele Kollegen oft noch einen Schluck heißes Wasser dazu, weil er wohl zu stark ist“, erzählt sie.

Während Christine Csar und Silke von Patay die nächste Probe vorbereiten und die Schauspieler, die eben noch mit dem Sarg geprobt haben, auf die Bühne verschwunden sind, kommen zwei weitere Akteure, bedienen sich an Kaffee und Plätzchen und lassen ein paar Euro in die Kaffeekasse fallen.

Sie verdrücken sich ans andere Ende der Theke. „Es werden noch Wetten angenommen, wie lange die Probe heute dauert. Ich habe gesagt bis acht.“ „Länger“, hält sein Gegenüber dagegen, „mindestens bis neun.“ Im Augenblick ist es gerade 14 Uhr.

Plötzlich fliegt die Tür auf. Intendantin Astrid Jacob hat die Probe unterbrochen. Auch sie will sich für die nächsten Stunden kurz stärken. Schließlich geht es ja bis zum Abend weiter. Was schätzt die Intendantin an der Teeküche?

„Es ist ein Ort für das Ensemble. Hier kann man warten wenn es regnet, man trifft sich, man kann miteinander sprechen, man bekommt einen ausgezeichneten Kaffee, Plätzchen und heute Radi. Und ganz wichtig: Man ist mal unter sich.“

Das stimmt. In der Teeküche bleiben Schauspieler, Regisseure, Ausstatter und Techniker unter sich. Kein Zuschauer darf den Schlosskeller während der Vorstellungen und der Proben auf der großen Bühne betreten. Denn der Luxus einer Teeküche mit Wiener Kaffeehaus-Charme ist nur den Mitgliedern des Festspiel-Ensembles vorbehalten.

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