Sorge wegen Asyl-Plänen

Stadt Willich fürchtet um bewährte Konzepte. Bezirksregierung war in Neersen.

Das ehemalige Katharinen-Hospital soll als Übergangswohnheim dienen.

Das ehemalige Katharinen-Hospital soll als Übergangswohnheim dienen.

Foto: NN

Willich. Mehr als 200 Asylbewerber gibt es zurzeit in der Stadt Willich. Sie leben über das ganze Stadtgebiet verteilt in acht verschiedenen Häusern. Familien werden von Einzelpersonen getrennt, auch religiöse oder ethnische Gruppen, zwischen denen es Konflikte geben könnte, werden nicht Tür an Tür untergebracht. Für die persönliche Betreuung sorgt der Arbeitskreis Fremde.

Dieses Konzept funktioniert gut, Konflikte gibt es kaum. Wird das nun alles durch den Vorstoß, das Katharinen-Hospital noch vor dem Winter zum Übergangswohnheim für 200 bis 300 Menschen zu machen, kaputt gemacht?

Zumindest bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung ist diese Sorge groß. Am Donnerstag trafen sich deshalb Bürgermeister Josef Heyes und seine engsten Mitarbeiter im Schloss Neersen mit Vertretern der Bezirksregierung Arnsberg. Diese ist landesweit für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig.

Das Gespräch sei „in sachlicher Atmosphäre“ verlaufen, hieß es anschließend. Man habe die unterschiedlichen Interessenslagen erörtert. Über Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart — man sei aber zuversichtlich, so Heyes, in weiteren, bereits terminierten Gesprächen in der kommenden Woche „kurzfristig eine gemeinsame Linie finden“ zu können.

Wie diese aussehen könnte, blieb am Donnerstag offen. Klar ist, dass die Bezirksregierung auch gegen den Willen der Stadt das Krankenhaus beschlagnahmen und umnutzen könnte. Gegen eine Vermietung durch den Eigentümer, die St.-Augustinus-Kliniken Neuss, würde man sich dagegen wehren: „Eine dazu notwendige Nutzungsänderung des Krankenhausgebäudes genehmigen wir nicht“, erklärte Erster Beigeordneter Willy Kerbusch im Gespräch mit der WZ.

Mit Schrecken denkt man bei der Verwaltung an die 90er Jahre zurück, als in den Kitchener Barracks an der Moltkestraße eine Sammelunterkunft für Asylbewerber untergebracht war. Damals gab es dort viele Probleme, unter anderem Klagen von Anwohnern. Probleme, die man mit dem zurzeit gepflegten Flüchtlingskonzept überwunden zu haben glaubte.

Jutta van Amern, Vorsitzende des Arbeitskreises Fremde, hielt sich gestern mit Kommentaren zurück: „Wir warten die weitere Entwicklung ab.“ Sie sagte in Richtung der Verantwortlichen nur, dass es aus ihrer Sicht „optimal“ wäre, „wenn auch wir nach unseren Erfahrungen in diesem Bereich gefragt würden“. Der Verein sei offen für Kooperationen, die den Asylbewerbern helfen würden. Der Arbeitskreis bietet unter anderem Infos und Hilfen zur Asylproblematik, Begleitung zu Behörden sowie psychotherapeutische Unterstützung.

In den sozialen Netzwerken geht bei der Diskussion über das Thema die Post ab — oft auch deutlich unterhalb der Gürtellinie. Neben sachlichen Kommentaren werden da haarsträubende Zusammenhänge zwischen „Asylanten“, Straßenstrich und Waffenlobby hergestellt.

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