Stadtgeflüster: Gefuttert wird an allen Ecken

Heute dreht sich alles um heiße Pizza, kaltes Eis, Hundefutter für Vögel, Diäten, Torten — und Äpfel im leeren Tresor.

Willich/Tönisvorst. Ein Mittagessen unter freiem Himmel ist bei den augenblicklichen Temperaturen ziemlich gewagt. Doch Mitarbeiter der Willicher Stadtverwaltung hatten dabei im Neersener Schlosspark sehr viel Spaß.

Dazu eingeladen hatten Salvatore Berini und Massimo Buono, die Pächter der Orangerie. Sie waren im Vorjahr so begeistert gewesen vom neuen Ofen im Schlosspark, dass sie mitten im Winter 2011 erstmals für die Belegschaft des Rathauses ein Pizzaessen ausgerichtet hatten. Jetzt fand dieses Essen schon zum zweiten Mal statt. Heiße Pizza bei eiskaltem Wetter — lecker!

Eiskaltes italienisches Essen wird von Michaela Greven serviert. In Wekeln an der Hülsdonkstraße 144 (am Kreisverkehr) hat sie vor Jahren „Elas Eiscafé“ eröffnet. Nach der Winterpause werden dort jetzt wieder süße Versuchungen nach alten italienischen Rezepten vorbereitet.

Jetzt wenden wir uns anderen Ernährungsgewohnheiten zu. Sie erinnern sich an den Neersener Storch? Der, der auf der Laterne in der Nähe der Kapelle Klein Jerusalem wohnt. Der wird bekanntlich eifrig gefüttert — mit Mäusen und toten Küken. Dummerweise ist das Federvieh wählerisch, was auch die Fachleute vom Naturschutzbund Nabu feststellen mussten.

Also boten sie dem Storch verschiedene Köstlichkeiten an. Und siehe da: Am liebsten mochte Meister Adebar Hundefutter. Das bekam er dann auch, aber stark portioniert und nur für kurze Zeit. „Sonst kriegt er Durchfall“, sagt Monica Sandrock vom Willicher Nabu.

Weg vom Essen, hin zu den Diäten: Die Karnevalsprinzessin der Stadt Willich, Andrea I., hat mit ihrem Gefolge den Landtag in Düsseldorf besucht. Empfangen wurden sie dort vom Kreis Viersener Abgeordneten Stefan Berger.

Gemeinsam nahm man dann am „Närrischen Landtag“ teil, dem Gipfeltreffen der Prinzenpaare, Dreigestirne und Lieblichkeiten aus allen Regionen Nordrhein-Westfalens. Über 80 Tollitäten nahmen teil. Ob sich Prinzessin Andrea mit Berger auch über die an dem Tag vollzogene Diätenerhöhung für die Abgeordneten unterhalten hat, ist nicht überliefert.

Von den Diäten zu den Torten: Die WZ muss sich reuevoll an die eigene Brust schlagen. Da hatten wir vor Tagen eine Online-Umfrage zum Thema „Städte-Beinamen“. Als die zu Ende war, wurde das Ergebnis als sogenannte Tortengrafik veröffentlicht — deren Proportionen allerdings ein wenig, äh, verrutscht waren. Dies wiederum brachte Schüler eines Mathematik-Grundkurses der Anrather Johannesschule ins Grübeln.

„Wir haben uns hingesetzt, nachgerechnet und gezeichnet. Das Ergebnis schicken wir Ihnen.“ So erreichte das Tortendiagramm die Redaktion — und die muss zugeben: Sie trifft die Wirklichkeit tatsächlich viel genauer. Was die Schüler zu folgender Einladung verleitete: „Wenn Sie in Zukunft weitere Tortendiagramme veröffentlichen wollen, schicken Sie uns einfach vorher die Zahlen. Wir rechnen dann und zeichnen. Ohne Computer, aber garantiert fehlerfrei.“

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Die FDP Tönisvorst zumindest scheint sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Partei einen Monat nach dem 6. Januar ihr traditionelles Dreikönigstreffen ausrichtet. Das Ganze war geschickt mit dem Parteitag zusammengelegt, bei dem bekanntlich die Vorsitzende erneut aufs Schild gehoben wurde. Ein böses Gerücht hingegen ist, dass die sehr kostenbewusste Partei demnächst all ihre Veranstaltungen auf einen Termin legen will.

Argumentativ ist Pfarrer Ludwig Kamm als sachkundiger Bürger im vergangenen Schulausschuss leicht in Rücklage geraten. Thomas Kroschwald (CDU) hatte sich im Rahmen der Ausschussdiskussion um die Sekundarschule öffentlich darüber gewundert, dass Kamm zuletzt von seiner Kanzel aus Werbung für den Tag der offenen Tür der Bischöfliche Liebfrauenschule in Mülhausen (Oedt) gemacht hat.

Für Kroschwald war es ein Hinweis auf die schulische Konkurrenz, den er offenkundig so nicht gut heißen wollte. Kamm erklärte dazu, er sei einer Bitte des Bistums nachgekommen. Auftrag erfüllt, aber der Applaus fiel aus. Schließlich verbinden die Tönisvorster Schulausschusskollegen mit der neuen Sekundarschule das Ziel, dass möglichst wenige Schüler nach der Grundschulzeit in andere Städte abwandern. Aber das konnte das Bistum ja nicht wissen.

Heißt es nicht, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen? Stimmt! Also bitte — eine kleine Nachlese zu dem Einbruch in die Kämmerei der Stadt Tönisvorst vor gut einer Woche. Da hatten — wie berichtet — Einbrecher den Tresor des Amts für Finanzen ausgeräumt. Sie nahmen Scheine mit, die Münzen ließen sie liegen.

In dem Zusammenhang denkt der Stadtflüsterer schon eine ganze Weile über die Illustration des Haushaltsplan-Entwurfs der Stadt Tönisvorst nach. Auf dem Deckblatt ist ein geöffneter Safe zu sehen. Leer ist der nicht, aber statt Geld liegen Äpfel im Tresor. Spötter behaupten schon, es dauere nicht mehr lang, da müsse die Stadt mit Naturalien zahlen. Na, da hoffen wir mal auf eine gute Apfelernte im nächsten Jahr.

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