Stadtgeflüster: Las Vegas und Tattoo-Messe

Über Spielcasinos, eine eher seltsame Form der Mitwirkung und Stadtwerke, die Staus verursachen.

Willich/Tönisvorst. Kennen Sie Las Vegas? Die Spielermetropole in der Wüste von Nevada (USA) beeindruckt nicht nur durch ihre großen Casinos, sondern auch durch ihre riesigen Lichtreklamen. Taghell ist es abends auf dem „Strip“, noch extremer ist es auf der Fremont Street, die mit einem Dach aus mehr als zwei Millionen Lampen ausgestattet wurde. Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, auswärtige Besucher des Gewerbegebiets Willich-Münchheide erzählten jüngst dem Flüsterer, dass man sich dort manchmal wie in Las Vegas fühle. Im Blick hatten die Gäste dabei das Casino Macau am Neubuschweg unweit der Umgehungsstraße L 26n. Der Laden hat 23 Stunden am Tag geöffnet und damit das jeder merkt, gibt es auch hier nachts eine taghelle Lichtreklame. Ob die Besucher des schönen Landhotels gleich um die Ecke über diese Las-Vegas-Atmosphäre sehr amüsiert sind, ist dem Flüsterer nicht bekannt.

Stellen Sie sich eine Fanfare vor: Tätätätäääää: Der Regionalplan soll fortgeschrieben werden. Der was? Sie wissen nicht, was das ist? Das macht nichts — dann sollten sie trotzdem mal weiterlesen, in welchen Tönen hier eine bürgerliche Mitwirkung popagiert wird. Die Düsseldorfer Bezirksregierung gibt nämlich bekannt: „Im Interesse eines breiten und offenen Prozesses wird der Öffentlichkeit nun bereits zu diesem Arbeitsentwurf der Leitlinien im Rahmen eines informellen Vorverfahrens die Möglichkeit der Stellungnahme gegeben.“ Das heißt, dass man sich äußern kann, eher der Regionalrat beschließt, was im Juni 2012 passieren soll. Ganz ehrlich: Haben Sie da noch Lust, mitzumachen? Und: Wer etwas Genaueres wissen will, soll ins Internet gehen und bei der Bezirksregierung nachgucken. Die entsprechende Adresse sparen wir uns an dieser Stelle aus Platzgründen.

Der Andy ist in Neersen seit Jahren bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Die Rede ist von Andy Schmidt, der an der Hauptstraße sehr erfolgreich „Andy’s Body Electric“ betreibt — in Neersen in diesem Geschäftszweig sicher keine Selbstverständlichkeit. Der Körperkünstler ist seit einigen Jahren aber auch unter die Messe-Veranstalter gegangen: Vom 16 bis 18. März lädt er zum dritten Mal zur „Tattoo Ink Explosion“ in die Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach ein. Unter dem Motto „World’s End — Weltuntergang 2012“ werden dort mehr als 120 Tätowierer drei Tage lang die willige Kundschaft mit neuen Hautbildern versorgen. Na denn: Nadel frei.

Lange nicht mehr über die große Nachbarstadt und ihre planerischen Highlights gelästert. Wenn man morgens die St. Töniser Straße nach Krefeld reinfährt, erwartet einen spätestens auf Höhe der Städtischen Werke ein Stau. Der wiederum hat mit sogenannter Barrierefreiheit zu tun. Dort wird in den nächsten Monaten eine Straßenbahnhaltestelle gebaut, die auch für gehandicapte Menschen problemlos zu erreichen ist. So weit so gut. Aber dass ausgerechnet das Unternehmen, das für Mobilität sorgen soll, Tag für Tag kräftige Staus produziert, ist doch schon ganz großer Sport.

Sie wissen noch nicht, was Sie am 11. Februar vorhaben? Wie wär’s mit einem Besuch des Lumpenballs in der Rudi-Demers-Halle in Vorst. Den veranstaltet die Rheinische Landjugend, unterstützt durch die Firma „Dance Sensation“. Das erfährt man von den grünen Plakaten, die überall in der Stadt hängen. Dort steht auch, wo man Karten bekommt, nämlich bei der Volksbank in Vorst. Sie werden jetzt möglicherweise fragen: Was kostet das denn und wann fängt denn der Ball an? Das erfahren Sie nicht von den Plakaten. Aber: Der Stadtflüsterer hat nachgeguckt. Los geht’s um 20 Uhr, acht Euro kostet der Eintritt. Das weiß der Flüsterer allerdings nicht von der Homepage der Landjugend. Auf der erfährt man lediglich, dass der nächste Stammtisch im November stattfindet — 2009.

Christian Kuschner aus Neersen hat vor einem Jahr einen Preis dafür bekommen, dass er bei einem Wettbewerb zur Kostensenkung bei der Stadtverwaltung einige gute Maßnahmen vorgeschlagen hatte. „Die wurden zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, jedoch bis heute nicht umgesetzt“, klagt der 57-Jährige nun. Unter anderem hatte der Neersener die Bepflanzung von städtischen Blumenkübeln mit einjährigen Pflanzen angeregt, anstatt sie viermal jährlich komplett neu zu bepflanzen. „Es wird weiterhin das Geld des Bürgers mit beiden Händen zum Fenster rausgeworfen“, sagt Kuschner dazu.

Das dürfte Willicher und Tönisvorster freuen: Die erfolgreichsten Schüler des Regionalwettbewerbs der Mathematik-Olympiade sind Tobias Wilkat (Klasse 10), Paul Völkel (Klasse 7), beide vom Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis, Aimee Voermann (Klasse 5 vom Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath), außerdem Yannik Holle (Klasse 11, Clara-Schumann-Gymnasium Dülken) und Maximilian Wiesmann (Klasse 6, Gymnasium St. Wolfhelm Schwalmtal). Sie haben sich für den Landeswettbewerb qualifiziert, der Ende Februar in Lippstadt stattfindet. Mit ihnen muss die Konkurrenz wohl rechnen!

An dieser Stelle haben wir immer mal wieder über Telefonschleifen, Hotlines und andere Einrichtungen gesprochen, die einem ein Bewusstsein dafür geben, dass Zeit vielleicht doch ein überflüssiges Gut ist. Das ist bei der Arbeitsagentur manchmal auch so. „Wir freuen uns über Ihren Anruf, die nächste Leitung ist schon für Sie reserviert“, säuselt da eine Stimme innerhalb der Krefelder Agentur. Krefeld? Nicht wirklich, es kann gut sein, dass die Kundschaft dann mit dem Callcenter in Essen verbunden wird. „Das haben die doch bei der Telekom abgeguckt“, lästerte ein Bekannter des Stadtflüsterers.

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