Stadtgeflüster: Neue Linde ist gepflanzt

Dieses Mal geht es um junge Bäume, Neubauten und ein gestohlenes Fahrrad im Rathaus-Foyer.

Willich/Tönisvorst. Einer war noch geblieben, genauer gesagt: eine. Die Rede ist von den Linden südlich der Landstraße zwischen Vorst und St. Tönis, direkt beim Hagelkreuz. Da war bekanntlich ein Baum umgekippt, weil er sehr morsch war. So kaputt, dass er nicht mal als Brennholz verwendet werden konnte. Geblieben war ein trauriger Anblick: Nur noch ein Baum stand. Das hat sich nun wieder geändert. Vor zwei Wochen wurde ein junger Baum gepflanzt — natürlich eine Linde.

Nichts ist mehr sicher! Nicht mal mehr die Rathäuser. Das mag jetzt für Sie, liebe Leser, klingen wie ein Allgemeinposten. Für Günter Körschgen, CDU-Urgestein und in der ganzen Stadt Tönisvorst ziemlich bekannt, hat dieser Satz eine ganz konkrete Bedeutung. Als er vor einigen Wochen nämlich die Fraktionssitzung seiner Partei im alten Rathaus verließ und auf sein Fahrrad steigen wollte, war das weg.

Obwohl er es im Foyer des Rathauses gut gesichert abgestellt hatte. „Geklaut“, sagt Körschgen immer noch fassungslos. Wie hoch der Schaden ist, sagt nicht so genau. Aber da das Fahrrad ein E-Bike war, kann es nicht billig gewesen sein.

Apropos Rathaus: In der Willicher Verwaltungszentrale war man jüngst ein wenig verwundert darüber, zu welchen Uhrzeiten die FDP-Fraktion arbeitet. So traf am Vorabend der Ratssitzung kurz nach Mitternacht ein Antrag der Liberalen als E-Mail ein. Damit aber nicht genug: Etwa eineinhalb Stunden vor der Sitzung wurde ein weiterer Antrag nachgereicht. Da war die FDP offenbar ein wenig in Stress geraten.

Wir wussten es immer schon: Die St. Töniser haben ein Herz für Vergangenes, für Nostalgie. Und das betrifft sogar manche große Unternehmen am Ort. Da steht beispielsweise ein Schaukasten ganz in der Nähe des Parkplatzes am Pastorswall, der die schmucke Inschrift trägt: Sparkasse St. Tönisvorst. Und offenbar um da mitzuhalten, hat ein Mitbewerber seinen Kasten nie geändert. Dort prangt die Schrift: Volksbank St. Tönis. Ist es nicht schön, wenn manche Dinge im Leben so konstant sind?

Vor Jahren hat die Landjugend unweit des Wasserturms in St. Tönis eine Holzhütte gebaut. Doch benötigt wird sie offenbar nicht mehr: „Die ist völlig ungepflegt, verfällt immer mehr. Auch Müll wird da schon abgeladen“, berichtet ein Anwohner, der dort regelmäßig spazieren geht. „Für die Landjugend, die dort noch ein Schild stehen hat, ist das eine Negativ-Reklame“, kritisiert der Mann.

Positives können wir vom Kaiserplatz in Willich melden: Der Neubau rund ums alte Feuerwehr-Gerätehaus nimmt deutlich Gestalt an. „Es geht voran“, sagten jüngst auch Mitglieder des CDU-Vorstandes, die sich auf der anderen Straßenseite im alten Rathaus zu einer Sitzung eingefunden hatten — und vom Fenster aus die Baufortschritte begutachteten. 21 Mietwohnungen für Senioren entstehen dort, die denkmalgeschützte Feuerwache soll als Haupteingang des „Wohnparks Kaiserplatz“ dienen.

Gemeinhin gilt der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen nicht als der Meister eines schnell herausgehauenen Statements. Dazu agiert er viel zu überlegt, manche sagen: „Er ist halt Jurist.“ Dass er auch anders kann, nämlich mit einem guten Schuss Ironie, bewies er neulich. Es ging um den Mittagstisch an Schulen. „Wir sollten Verträge mit Bines Brutzelstube und der Pizzeria Laguna machen, dann vielleicht noch ein paar Gutscheine bei Burger King und Mc Donald’s dazu, dann brauchen wir über eine Schulmensa nicht mehr zu diskutierten“, sagte er mit einem deutlichen Augenzwinkern.

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