Stadtgeflüster: Zwischenlager am Bolzplatz

Von der nahenden Landtagswahl und Benzinpreisen, die das kalte Grauen auslösen.

Willich/Tönisvorst. Wenn das Thema nicht so ärgerlich wäre, könnte der Stadtflüsterer über diese Wortschöpfung nur begeistert sein: Was passiert, wenn man Baumaterial neben einem Bolzplatz lagert? Man bekommt einen Bauplatz — ist doch logisch.

Den jedenfalls nutzen die Arbeiter derzeit in Neersen Am Huevel und Im Langenfeld, um ihr Material für Kanalarbeiten zu lagern. Allerdings ungesichert. Das ärgert viele Anwohner, die sich außerdem beschweren, immer noch nicht zu wissen, wie lange die Arbeiten denn nun noch dauern sollen. Dieses „Stillleben“ war sogar SPD-Landtagskandidat Ozan Atakani bei einer Ortsteilbegehung aufgefallen. Der kommentierte das knapp mit einem Wort: „Unfassbar.“

Wir bleiben einen Moment bei der SPD, wechseln aber den Landtagskandidaten. Sprechen wir also über den Vorster Uwe Leuchtenberg. Der wirbt heftig um Wählerstimmen, wer will es ihm verdenken. „Verantwortungsvolle Rot-Grüne Politik für den Kreis Viersen geht nur mit Erstimme Leuchtenberg“, heißt es da. Der Stadtflüsterer gerät ins Grübeln: Was war denn in den letzten beiden Jahren? Nur Murks? Witzigerweise würde ja jetzt ausgerechnet die politische Konkurrenz stark zustimmend nicken.

Wo soll das mit den Benzinpreisen nur hingehen? Diese bange Frage beschäftigt uns alle seit Wochen. Und immer wenn man denkt, es könne doch nun nicht mehr schlimmer kommen, passiert’s. Ein Blick in die etwas fernere Zukunft war vergangene Woche in Neersen möglich.

Dort meldete die Total-Tankstelle gegenüber dem Schwarzen Pfuhl Preise, die das Blut in den Adern gefrieren ließen: Der normale Diesel war mit 3,33 Euro ausgezeichnet, der höherwertige Diesel sogar mit 6,66 Euro. Und fürs unbeliebte E-10 wollte die Gesellschaft 5,55 Euro den Liter haben. Natürlich war niemand zum Tanken da. Was aber nicht daran lag, dass die Preise so Schwindel-erregend waren. Sondern daran, dass die Tanke mit Trassenband abgesperrt war — wegen Umbaus. Nach ein paar Tagen war der Spuk dann wieder vorbei — jedenfalls was die Mondpreise anging.

Nochmal zurück zur Landtagswahl. Dass die nicht mehr lang auf sich warten lässt, ist weithin sichtbar. Allenthalben lächeln einem Kraft, Röttgen und Co. vom Straßenrand entgegen. Einen direkten politischen Schlagabtausch auf der Straße lieferten sich jüngst auch CDU und SPD in Schiefbahn.

Beide Parteien hatten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander auf dem Parkplatz vor Edeka ihre Stände aufgebaut. Für den Einkäufer ergab sich so die Möglichkeit, sich zwischen Brot, Butter und Käse darüber zu informieren, wie es beide Volksparteien schaffen wollen, bald wieder mehr Wurst auf das Brot des Steuerzahlers zu bekommen.

Lange nicht mehr über die große Nachbarstadt und ihre noch größeren Verkehrs-Defizite gelästert. Nach wie vor gibt es in Krefeld an der St. Töniser Straße — Höhe Städtische Werke — die große Baustelle, weil dort eine behinderten-gerechte Haltestelle für die Straßenbahn eingerichtet wird.

Mit der erreicht man bekanntlich ja auch das Tönisvorster Stadtgebiet in wenigen Minuten. An der Kreuzung St. Töniser Straße/Weeserweg kommt es regelmäßig zu dramatischen Szenen, weil die Fahrspur-Regelung — sagen wir’s vorsichtig — suboptimal ist. Und das Schild, das darauf hinwies, dass die Baustelle bis Ende April beendet sein soll, ist schon wieder abgebaut. Wie sagte man früher so schön: „Jetzt müssen die mal ein Schäufelchen drauflegen.“

Über dieses Maibaum-Chaos hat Familie Gotzian aus Tönisvorst nicht schlecht gestaunt. In der Nacht zum ersten Mai wurden an ihrem Haus gleich fünf Maibäume für die beiden Töchter Lisa (16) und Johanna (15) gesetzt — quasi ein kleiner Wald. „Da wir nur ein Regenwasserrohr haben, gab es unter den Maibaumaufstellern ein Gerangel um den besten Platz am Haus.

Der zuerst gesetzte große Maibaum wurde von einem eifersüchtigen Verehrer rigoros aus der Dachrinne entfernt und kurzerhand auf Nachbars Baustelle entsorgt. Dafür setzte dieser junge Mann seinen mitgebrachten Maibaum gekonnt in Szene und verzierte diverse Büsche mit weiteren geschmückten Zweigen“, berichtet Mutter Regina.

Ein Maibaum, der an der Hauswand befestigt war, fand noch in der Nacht einen Liebhaber und verschwand mit selbigem in der Dunkelheit. Kurzum: Bis zum morgendlichen Gewitter herrschte eine hektische Unruhe am Haus, dem sich auch Eltern der beiden jungen Damen nicht entziehen konnten.

Abgelehnt hat vor gut eineinhalb Wochen der Tönisvorster Stadtrat bekanntlich die Änderung der Ortseingangsschilder. Die wollte er nicht mit einem Aufkleber „Apfelstadt am Niederrhein“ versehen. Die vonseiten der SPD geäußerte Kritik, das sähe aus wie „A... auf Eimer“, hätte zugetroffen.

Das kann man an einem Muster erkennen, das die Verwaltung für die Beratung gebastelt hatte. Offenbar hatte die Verwaltung bereits geahnt, dass der Vorschlag keine Mehrheit finden würde. „Deshalb haben wir auch auf die Kosten für das Musterexemplar geachtet“, sagt Fachbereichsleiter Wolfgang Schouten. Und schiebt hinterher: „Es hat nichts gekostet.“ Was den Flüsterer an eine alte Volksweisheit denken lässt: „Wat nix kost...“

Erinnern Sie sich an die Geschichte um die Beschilderung am Dommesweg in Vorst? Da waren die Hausnummern irgendwie nicht besonders logisch vergeben. Was dazu führen konnte, dass sich auch ein Rettungswagen oder ein Arzt mal hätte verfahren können (vom herumirrenden Pizzadienst wollen wir an dieser Stelle mal absehen). Damals hatte die Stadtverwaltung angekündigt, noch mal neu reinzukommen, Pardon: zu fahren. Letzte Woche war’s soweit: Jetzt weisen Schilder auf die Nummerierung hin.

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