Umbau: „Kaisersaal darf kein Schandfleck werden“

Investor Jungermann macht sich Sorgen, etliche Vereine aus der Stadt Willich auch.

Umbau: „Kaisersaal darf kein Schandfleck werden“
Foto: NN

Willich. Was wird zukünftig aus dem im Jahr 1897 erbauten Kaisersaal Schiffer? Lassen sich die Neubaupläne des neuen Eigentümers Ralf Jungermann (50) verwirklichen oder entsteht in zentraler Innenstadtlage eine Ruine?

„Hoffentlich nicht“, sagen übereinstimmend die Technische Beigeordnete Martina Stall und Jungermann, der eigentlich dort ab April 2015 mit dem Bau von bis zu 14 barrierefreien und altengerechten Mietwohnungen beginnen wollte.

Beabsichtigt ist nämlich jetzt nicht nur den Saal, sondern das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Die Entscheidung fällt im Rat am 11. September; tags davor befasst sich damit der Planungsausschuss.

Nachdem die Obere Denkmalbehörde bereits vor einigen Monaten eine entsprechende Absichtserklärung an die Stadt geschickt hatte, fand die Anhörung statt. In mehreren Schreiben hatte Jungermann Widerspruch gegen die Unterschutzstellung angelegt. Nach wie vor kann es der Willicher nicht begreifen, dass sich erst kurz vor dem zunächst beabsichtigten Abriss des Saales und nicht schon viel früher die Behörde für die Unterschutzstellung entschieden habe.

Zumal bereits vor etwa 30 Jahren, darin erinnert sich Alt-Eigentümer Heinz Schiffer, die Denkmalpfleger dies schon einmal vor Ort geprüft und davon Abstand genommen hatten. „Jedenfalls werden wir jetzt Planungsausschuss und Rat vorschlagen, das gesamte Gebäude zum Denkmal zu erklären“, so Martina Stall. Die Beigeordnete sagt Jungermann Hilfestellung bei der Umsetzung seiner Neubauabsichten zu, ergänzt aber auch: „Die müssen dann mit den Vorstellungen der Denkmalbehörde kompatibel sein.“

„Wir sind im laufenden Verfahren und müssen abwarten“, sagt Ralf Jungermann zurückhaltend. Was auf keinen Fall passieren dürfe: „Dass der Saal zu einem Schandfleck verkommt, weil sich dann das Ganze aus betriebswirtschaftlicher Sicht überhaupt nicht mehr rechnet.“

Auch Martina Stall ist der Auffassung, dass dort eine städtebauliche Aufwertung des Innenstadtbereichs erfolgen könne und müsse. „Wir stellen nach wie vor die Denkmalwürdigkeit der Fassade und des Innenbereiches infrage“, sagt auch der Bruder des Inverstors, Architekt Daniel Jungermann (Anrath).

Er macht die Planung und erinnert an die vielen Ausbesserungen, die am Kaisersaal drinnen wie draußen im Laufe der Zeit entstanden seien, an aufgeklebte Stuckelemente an den Decken und viele ergänzende Bauteile, so an Fassade, Bühne oder Kulisse. „Ich bin ja bereit, Fragmente stehen zu lassen, wenn das sinnvoll und machbar ist“, so Ralf Jungermann. Er wartet jetzt erst einmal mit seinem Bruder den Ratsentscheid im September ab.

Nicht abwarten will der Vorsitzende des Vereinigten Männerchores 1820 (VMC) Willich, Michael Atsuki. Als Sprecher der Willicher Brauchtums- und Kulturvereine hatte er 2013 zu einem Krisengipfel eingeladen. Atsuki hat sich längst vom Kaisersaal verabschiedet. Er hofft, dass die neue Veranstaltungshalle in Alt-Willich in absehbarer Zeit realisiert werde. Atsuki sagte, dass er als Sprecher der Willicher Vereine im August zu einer weiteren Besprechung die Anwohner der neben dem Freibad geplanten Halle einladen wolle. „Sicherlich müssen die Bedenken der Anwohner ausgeräumt werden, aber wir müssen der Bevölkerung auch klar machen, dass wir diese neue Halle unbedingt und schnell brauchen.“

Vereine haben schon reagiert, so die Karnevalsgesellschaft „Edelweiß“, die ihre Veranstaltungen demnächst bei Krücken durchführt. Auch der VMC führt dort im Oktober 2015 sechsmal die Komödie „Currywurst und Kaviar“ auf.

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