Vorst: Ein Kind der heiligen Nacht

Dr. Ernst Boekels, Gründer der action medeor, wird am 25. Dezember 82 Jahre alt. Einen Ruhestand kennt er nicht.

Vorst. Der Mann ist reich, steinreich. Oder noch vermögender. Aber es ist nicht das Geld, in dem Dr. Ernst Boekels schwimmt oder das er lastwagenweise ausgeben könnte.

Es sind die unzähligen Erfahrungen, die vielen Begegnungen, die den Reichtum des wohl bekanntesten Vorsters ausmachen. Und die gleichzeitig dafür sorgen, dass der Mann sich nicht auf dem Erreichten ausruht.

Sich hinsetzen und den Ruhestand genießen? Einfach mal nichts tun? Gott einen lieben Mann sein lassen? Das sind Dinge, die der 81-Jährige von anderen kennt. Von denen er selbst aber nichts wissen will.

Man mag’s kaum glauben, aber er ist immer noch für das Hilfswerk action medeor im Einsatz. "Einmal die Woche fahre ich nach Bonn, zur Uniklinik. Kanülen holen." Wie bitte? Was, zum Kuckuck, will er damit? Über das Gesicht des Seniors geht das typische Schmunzeln.

"Das sind Restbestände, aber natürlich ist alles neu und original verpackt." Zuhause sortiert Boekels diese Kanülen mit einem Helfer, dann gehen sie zu medeor und werden dort anderen Hilfslieferungen beigepackt.

Medeor lässt ihn nicht los? "Nein". Boekels schüttelt den Kopf. "Das ist doch mein Kind. Ich habe das gegründet." Nach wie vor ist der frühere Landarzt regelmäßig an der St. Töniser Straße zu Gast. "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Apotheker Christoph Bonsmann. Mit ihm kann ich gut verfolgen, was geschieht, wie die Hilfe ankommt."

Wenn er denn Zeit hat, was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Mittwochs fährt er nach Düsseldorf, zur Universität. Dort studiert er Geschichte. "Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen hat es mir angetan", sagt er und deutet auf sein Bücherregal.

Dokumentationen, Berichte, Romane - Boekels hat eifrig gesammelt. Nicht zuletzt ist es die Kriegszeit und die anschließende Gefangenschaft, die immer noch nachwirkt. Eine Nacht im Lager am Rheinufer ohne Zeltplane verbringen zu müssen, es war hart.

"Wenn einen dann zwei Kameraden ins Zelt lassen und man ein winziges, trockenes Eckchen für sich hat. Da lernt man Dankbarkeit."

"Ich würde verblöden, würde ich mich nicht beschäftigen." Ein ebenso einfaches wie richtiges Credo. Und - als würden alle geschilderte Aktivitäten nicht reichen - sitzt er regelmäßig sitzt an seinem Computer und schreibt. "28 Bücher bis jetzt. Das 29. ist in Arbeit."

Am 25. Dezember hat er Geburtstag, "in der heiligen Stunde", wie er sagt. 82 wird er. Wenn er seinen Koffer packen und einfach losziehen könnte - wohin würde es gehen? Boekels wiegt den Kopf.

"Auf jeden Fall nach Afrika." Was bedeutet Glück für ihn? "Innere Zufriedenheit, dass man anderen helfen kann." Da ist er wieder, der Aspekt des Reichtum anhäufens. Dr.Boekels beherrscht das. Ganz ohne Geld.

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