WDR 2-Finale: Apfelschuss geglückt, aber Bürgermeisterquiz verloren

Willich baute für WDR 2 die Schweizer Berge auf, stürmte aber nicht den Gipfel.

Anrath. Die Enttäuschung war da. Abzulesen ab Quizfrage 7 am gequälten Lächeln von Bürgermeister Josef Heyes, der schon ahnte, „das wird nichts mehr“. Aber der Frust, Geldern bei der Aktion „WDR 2 für eine Stadt“ nicht ein- und überholt zu haben, ist längst wieder weg.

Denn es bleibt so viel Schönes von Dienstag, diesem spektakulären, sonnigen Tag mit Freunden, Verwandten, Kollegen, Nachbarn — so schön wie Urlaub in den Bergen und das alles live. Am Lise-Meitner-Gymnasium und im Radio.

Kurz nach zehn Uhr hatte Moderatorin Steffi Neu die erste Live-Schalte zum Sender in Köln und verlas die Stadtaufgabe. „Die ist nicht von Pappe,“ forderte sie die vielen hundert Schüler, Lehrer und das Organisationsteam der Stadt heraus: „Spielt Wilhelm Tells Geschichte nach, vor schweizerischer Kulisse mit Apfelschuss. Es darf aber niemand zu Schaden kommen.“

„Einen Apfel hab’ ich im Büro“, sagte Heyes spontan und grinsend. Sein Team ging in Klausur. Steffi Neu genoss die Sonne, die Pause und wünschte sich Nudeln mit Parmesan „zu Mittag“.

Manfred Jacobs, persönlicher Referent des Bürgermeisters, war schon am Morgen überwältigt von der Hilfe, die ihm angekündigt worden war: „Der Kirchenvorstand steht bereit, die Mittelalterleute ebenso. Der Bauer sitzt auf dem Traktor und kommt, wenn wir Stroh brauchen. Die Schule steht auch parat.“

Fünf Stunden Zeit. Die Willicher, voran die Anrather Schüler, Lehrer, auch viele Bürger zogen alle Register (siehe S. 17). Wolfgang Brock telefonierte eineinhalb Stunden für einen Alphornbläser aus Köln, fuhr dann nach Aachen, um eine Kofferraum-Ladung Schweizer Schokolade zu kaufen. Ehefrau Agnes nähte derweil eine Schweizer Fahne.

Das einzige Willicher Gipfelkreuz wurde vom Freudenberg am Renneshof zum Lise-Meitner gebracht. Christian Miesner aus Anrath lieh eine Original-Ski-Gondel aus. Kunstrasen wurde verlegt, blaue Schafe und eine Kuh aus Privatgärten geholt. Heyes’ Bruder Georg brachte einen echten Ziegenbock. Thomas Münk knatterte mit seinem roten Oldtimer-Traktor, einem Ferguson von 1961, auf den Schulhof. Eltern brachten Kindern Dirndl und Lederhosen vorbei. Die Schwester von Willichs Beigeordneter Brigitte Schwerdtfeger räumte ihren Trachtenladen aus und steckte Willichs komplette Verwaltungsspitze in Tracht.

Um drei Uhr war die Kulisse perfekt. Als sich Heike Knispel aus Köln meldete, lief auch die auf 30 Sekunden gestauchte Aufführung von Wilhelm Tell mit Apfelschuss perfekt — eine Punktlandung der Theaterschüler am Mikro, die noch nie vor so viel Publikum gespielt haben.

Fünf Punkte für eine großartige Leistung. Die Stimmung war genauso. Steffi Neu tönte ins Radio: „Wir haben Falten vor Lachen hier in Willich.“ Dass die Bestellung aus der Neusser Skihalle es nicht pünktlich zur Live-Schalte geschafft hatte, war da völlig egal — das ist sowieso Schnee von gestern.

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