Wege, die nicht im Stadtplan stehen

Die Stadt hat das Wirichs Jätzke offiziell benannt. Einige Pfade dagegen sind nur vom Heimatbund „getauft“.

St. Tönis. Mit Straßen ist es wie mit Menschen. Es gibt solche und solche. Bezogen auf St. Tönis: Manche tauchen im Stadtplan auf und manche nicht. Und doch gibt es sie. Dazu gehörte auch gut zehn Jahre lang das Wirichs Jätzke. Da dort aber Geschäfte entstehen, es also Anlieger gibt, ist sie Anfang dieses Monats in den Kreis der offiziellen Straßennamen aufgenommen.

Einige dieser Sträßchen und Gassen, die zwar Namen haben, aber in keinem Stadtplan auftauchen, gibt es im größeren Ortsteil der Apfelstadt aber weiterhin. 1996 hatte der Heimatbund auf Betreiben des damaligen Vorsitzenden Rolf Schumacher diese mit Namen versehen und Schilder, finanziert von Paten, anbringen lassen.

"Die Idee war, dass es in St. Tönis einige Straßen gibt, die schlichtweg namenlos waren", sagt Werner Lessenich, der heute 2. Vorsitzender des Heimatbundes ist. "Und wenn man sich dort treffen wollte, hatte man nie die Möglichkeit, den genauen Ort anzugeben." Dabei handelt es sich um Straßen, an denen niemand direkt wohnt.

Die Schilder heben sich von den üblichen dadurch ab, dass sie in Fraktur-Schrift gehalten sind. Um welche Wege und Tore es sich dabei handelt, stellen wir Ihnen heute einmal vor.

So heißt der Tordurchgang vom Alten Markt zum Brauereihof. Benannt ist er nach Willibald Kamps, der dort ab den 30er- Jahren mit seiner Frau Anna ein Geschäft für Dinge des täglichen Gebrauchs führte. Oftmals riefen Kinder "Kamps-Mimm, Kamps-Mimm" durch die offene Haustür. Dann kam Willibald mit wilden Drohgebärden herausgestürzt - ob er wirklich wütend war oder nur sein Image pflegen wollte, kam dabei nie so recht heraus.

Zwei Männer der Seulen-Familie waren über Jahrzehnte für die Geschicke der St. Töniser verantwortlich. Gerhard Seulen (geboren 1796) war von 1823 bis 1864 Bürgermeister der Gemeinden Vorst und St. Tönis. Sein Sohn Jacob (geboren 1828) stand von 1864 bis 1901 den St. Tönisern vor. Ihren Namen trägt der Tordurchgang von der Hochstraße zum Seulenhof.

Das Teilstück vom Kirchplatz zum Pastorswall ist nach dem ehemaligen Dechant Wilhelm Giesenfeld (Foto) benannt. Er war während und nach dem 2. Weltkrieg in St. Tönis tätig und maßgeblich am Wiederaufbau der St. Cornelius-Kirche beteiligt. Auch den Wohnungsbau im Ort brachte er voran. Er starb 62-jährig im Jahr 1967.

Peter Josef Rixen übernahm in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts die Brauerei seines Schwiegervaters Wilhelm Wirichs und baute sie Stück für Stück aus. Noch bis 1984 bestand die Brauerei. Nach ihr ist nun der überbaute Eingang von der Antoniusstraße aus zum früheren Brauereihof benannt.

Bis 1903 hieß die Marktstraße Marktstallstraße. Dort befanden sich Ställe für die Lasttiere der Markthändler. Das Tor befindet sich zwischen Marktstraße und Brauereihof.

Der Name der Gasse zwischen Antoniusstraße und Seulenhof stammt vermutlich vom ehemaligen Trierer Bischof Maximin, der im 4. Jahrhundert lebte. Um 1900 hieß sie noch Maximinenstraße.

Durch diese Gasse läuft der St. Töniser, wenn er von Hochstraße zum Alten Graben möchte. Dort ist die Katholische Grundschule.

Der Heimatbund St. Tönis plant, die Herkunft der Straßen des Ortes auf seiner Homepage zu veröffentlichen. Bis Ende des Jahres, so Werner Lessenich, wolle man so weit sein. Wer sich jetzt schon über den Heimatbund und seine Aktivitäten informieren möchte, kann dies tun unter:

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