Wekeln: „Spielstraßen sind eine Gefahr“

Mehr Sicherheit in Wekeln fordern viele Anwohner. Der Bürgermeister machte ihnen Hoffnungen.

Neersen. „Stoppt die schnellen Autos“ und „Wir wollen spielen“, fordern die beiden kleinen Mädchen auf ihren Transparenten. Zusammen mit rund 80 weiteren Wekelnern sind sie in den Hof von Schloss Neersen gekommen — und fordern mehr Sicherheit in ihrem Wohngebiet.

In wochenlanger Kleinarbeit haben viele Wekelner einen Katalog zusammengestellt. Er enthält die 28 in ihren Augen größten Gefahrenstellen, fein säuberlich mit Fotos und Vorschlägen, wie man diese Stellen sicher machen könnte.

Schon seit langem sind einzelne Wekelner aktiv, wie Nadine Tillmann berichtet. Sie sei nur „eine von vielen“, die sich im Gespräch mit der Stadtverwaltung für Veränderungen auf ihrer Straße einsetzen. „Fast jede Straße war schon Thema“, sagt sie. Doch bisher bekamen die einzelnen Wekelner nach eigenen Angaben immer abschlägige Antworten von der Verwaltung. „Es hieß, bisher sei ja nichts passiert, es sei kein Geld da, oder die Gefahr wurde nicht erkannt“, sagt Nadine Tillmann.

Der Unfall im Juli, bei dem ein dreijähriges Mädchen auf der Kalmusstraße zu Tode kam, hat die Anwohner vereint. „Danach haben wir uns zusammengetan, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.“ In einer Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook haben sie ihre Verbesserungsvorschläge zusammengetragen — Nadine Tillmann stellte den Katalog zusammen.

Die Wekelner sind weit davon entfernt, einen Gesamtschuldigen für die Verkehrssitution in ihrem Stadtteil finden zu wollen. „Es sind zum großen Teil die Anwohner selbst“, sagt eine Wekelnerin. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Sie sagt, dass viele Anwohner nur in ihrer eigenen Straße langsam führen. „Die Spielstraßen sind eine große Gefahr“, sagt sie. Viele Eltern würden sich und ihre Kinder in einer trügerischen Sicherheit wiegen.

Nadine Tillmann und ihre Mitstreiter erhoffen sich, dass die Anwohner ihr Verhalten hinterfragen und sie wollen, dass die Stadt ihr Verkehrskonzept für Wekeln überdenkt. „Wir setzen auf bauliche Maßnahmen“, sagt eine Anwohnerin. „Die Leute müssen gezwungen werden, langsam zu fahren. Da hilft kein Schild und kein Banner über der Straße.“

Mit der Demonstration im Schlosshof verbinden die Wekelner große Hoffnung. Sie glauben, dass Bürgermeister Heyes sich für sie einsetzen wird. Und der kommt nach kurzer Zeit auch nach draußen und stellt sich seinen Besuchern.

„Sie kommen in einer wichtigen Angelegenheit“, sagt Josef Heyes. Auch er sei als Vater von vier (mittlerweile erwachsenen) Kindern durch den Unfall sehr betroffen gewesen, ergänzt er. „Es ist schrecklich, wenn man ein Kind verliert.“ Mit dem Bürgermeister mitten unter den Demonstranten wird aus der angemeldeten Demonstration schnell eine Bürgersprechstunde im Freien.

Auch wenn Heyes keine Versprechungen macht, macht er den Wekelnern Hoffnung. „Wir wollen ihre Vorschläge prüfen und sehen, was machbar ist“, so Heyes. Er schlägt vor, stationäre Geschwindigkeitsanzeigen aufzustellen und zu sehen, wo man baulich etwas verändern könne. Und dann verspricht er doch noch etwas: „Wir arbeiten dran. Was möglich ist, tun wir.“

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