Willich: Initiative - Tausche Ölbild gegen eine Lektion in Italienisch

Beim Tauschring werden Dienstleistungen ohne Bargeld gehandelt. Bezahlt wird mit so genannten „Willis“.

Willich. Ist Tauschen Frauensache? Unter den 18 Teilnehmern des Tauschtreffs im DRK-Altenheim Moosheide waren nur vier Männer. Das ist schade, denn Handwerks-Dienstleistungen sind heißbegehrt.

Er hat die Nummer 162: Theo Melchers (58) ist gelernter Maurer und arbeitet als Haustechniker - genau der Richtige, wenn im Haus etwas zu reparieren ist.

Als Gegenleistung hat sich der Willicher schon mal zum Bahnhof chauffieren oder die Hosen kürzen lassen. Und er kennt seine Grenzen: "An Elektrogeräte gehe ich nicht ran." Wie gut, dass Michael Keisers (39) gerade ein Zertifikat erwirbt, das ihm offiziell erlaubt, Elektroarbeiten zu erledigen.

Gerd Cleve aus Krefeld kam mit Ehefrau Ursula und erklärte klipp und klar: "Meine Frau werde ich nicht tauschen." Er malt Ölbilder, macht sich im Garten nützlich und hat im Gegenzug Italienisch-Unterricht erhalten. Bezahlt wird nicht mit Euro, die Währung beim Tauschtreff heißt "Willis". Eine Stunde Arbeiten ist sechs Willis wert, das entspricht einem Gegenwert von 10 Euro.

"Ich finde es gut, dass hier nicht mit Geld hantiert wird", sagte Gisela Conrady (55) aus Büderich. Sie hatte jede Menge neue und gebrauchte Textilien mitgebracht, weiß aber zurzeit noch nicht, an welcher Gegenleistung sie interessiert ist: "Ich brauche momentan nichts, aber vielleicht ist irgendwann mal eine Steckdose kaputt."

Das Tauschmagazin, das alle Angebote enthält, ist mittlerweile 60 Seiten stark - da dürfte auch Gisela Conrady das Passende finden. Falls ihre Textilien nicht so ganz passen: Hilde Will empfahl sich als Änderungsschneiderin.

"Ich bin jetzt Rentnerin und habe viel Zeit." Es muss aber nicht immer nur um Willis gehen. "Der Tauschring ist auch dazu da, soziale Kontakte zu pflegen", erklärte Michael Keisers, der Rolf Born vertrat. Eine ältere Dame, die gerne Karten spielt, fand prompt zwei Mitspielerinnen. Dass nicht nur der Austausch von Waren und Dienstleistungen ein Grund ist, mitzumachen, machte Steffi Milius deutlich: "Ich fühle mich einfach wohl im Tauschring."

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