Abschied von Rudolf Bruch-Reinhaus: Nur der Fußball verbindet noch

Nach 30 Jahren geht Rudolf Bruch-Reinhaus, Leiter des Beratungszentrums, in den Ruhestand. In der Zeit hat sich bei der Arbeit viel verändert.

Mönchengladbach. Als Rudolf Bruch-Reinhaus 1978 begann, das Katholische Beratungszentrum für Lebens- und Glaubensfragen aufzubauen, war Helmut Schmidt Bundeskanzler, in den USA regierte Jimmy Carter und der 1. FC Köln wurde Deutscher Meister.

Der gebürtige Sauerländer hat seitdem menschliche Probleme und gesellschaftlichen Wandel hautnah erlebt. Jetzt geht er nach mehr als 30 Jahren in den Ruhestand.

„Es gab mehr Optimismus und weniger Existenzängste“, erinnert sich der Psychologe an die Arbeit in den späten 1970er Jahren.

Es gab auch eine allgemein verständliche kulturelle Basis, auf die in Beratungsgesprächen zurückgegriffen werden konnte: Hinweise auf Märchen oder Geschichten aus der Bibel wurden von den meisten verstanden.

Das ist heute nicht mehr so, da sind sich Rudolf Bruch-Reinhaus und sein Nachfolger Dr. Josef Lüke einig. Als einigermaßen sichere verbindende Basis gibt es nur noch den Fußball.

Im Laufe der Jahre haben sich Aufgaben ausgeweitet, andere sind verschwunden. „Mit religiösen oder ethischen Problemen kommt eigentlich niemand mehr“, sagt Rudolf Bruch-Reinhaus. Stattdessen sind Ehe- und Familienfragen dazugekommen.

Seit 2004 leistet die Beratungsstelle auch Erziehungsberatung. Die Umstellung war groß, denn nun kommen nicht nur freiwillig Ratsuchende, sondern auch Menschen, die vom Jugendamt oder von Gerichten zur Beratung verpflichtet worden sind.

So tauchen beispielsweise sogenannte hochstrittige Paare auf, die sich trennen wollen. „Darunter sind viele, die glauben, sie dürften nicht verlieren“, weiß der Psychologe. „Da werden die Kinder als Waffe eingesetzt.“ Eine friedliche Einigung sei nicht mehr vorgesehen. So kann Beratung nur schwer Erfolg haben.

Auch Erziehung stellt Familien heute vor größere Probleme. Auf der einen Seite wünschen sich Eltern ein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Kindern und verzichten auf Autorität, auf der anderen Seite ist der Leistungsdruck gewachsen. Erziehungsmethoden wechseln ständig.

„Erziehung ist heute eine Statusfrage geworden“, stellt Dr. Josef Lüke, der neue Leiter des Beratungszentrums, fest. „Der Erfolg der Kinder ist wichtig für den Status der Eltern.“

Um auch in Zukunft erfolgreich Hilfe leisten zu können, hält Lüke es für sinnvoll, die Vor-Ort-Beratung in Kindertagesstätten, Familienzentren und Schulen weiter auszubauen. Je früher die Hilfsangebote die Familien erreichen, desto besser sei es.

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