Abschleppen im Akkord

An Heimspiel-Tagen des VfL gibt es zusätzliche Halteverbotszonen in der Stadt. Doch viele Fans ignorieren das. Dann rücken die Fahrer von Bröker an.

Mönchengaldbach. Viele tun so, als wäre es Schikane. "Das ist nicht gerade fan-freundlich", sagt eine Frau, die sieht, wie Dirk Staas und sein Kollege Torsten Missing zwei Autos auf ihre Abschleppwagen laden, um sie zu versetzen. Die Pkw parken im Halteverbot, das am Samstag ab 12 Uhr an der Mittelstraße eingerichtet wurde.

Wie immer bei Heimspielen der Borussia, wenn Shuttlebusse der NVV AG die Fans von der Westseite des Rheydter Hauptbahnhofs zum Nordpark und wieder zurück bringen. "Die können hier sonst nicht durch", sagt Hannelore Lenzen vom Ordnungsdienst der Stadt.

Schon jetzt kommt der normale Einkaufsverkehr zu den anliegenden Super- und Getränkemärkten nicht zweispurig an den Abschleppwagen vorbei. Er staut sich.

Dirk Staas und Torsten Missing sagen nichts zu Kommentaren, die auf sie gemünzt sind. Kurz nach 12 Uhr mussten sie die ersten Fahrzeuge an der Mittelstraße räumen. Jetzt sind die Plätze wieder belegt. Obwohl das Verbots-Schild für jeden deutlich sichtbar ist.

"Ich habe ein dickes Fell", sagt Missing. Meist geht es bei dem, was er sich anhören muss, rabiater zu. "Abzocker ist noch das Netteste", sagt der 37-jährige Dülkener. "Aber es gibt andere Wörter mit A oder W", die er nicht wiederholen möchte, "aber die werden alle rausgekramt."

Auf dem Bock mit...

An einem roten Corsa haken er und sein Kollege das Seil von der Winde hinter dem Führerhaus in die Öse für das Abschleppseil. "Hast du die Beule?", fragt Missing die Politesse. "Ja, hab ich alles", antwortet sie und drückt wiederholt auf den Auslöser ihrer kleinen Digitalkamera. "Wir dokumentieren alle Schäden an dem Auto", berichtet sie. "Sonst waren wir das angeblich", sagt Missing. "Man hat oft versucht, uns alte Schäden anzuhängen."

Lenzen, die an Heimspieltagen mit sieben weiteren Kolleginnen in Rheydt und 25 Politessen in Gladbach unterwegs ist, füllt ein Abschleppprotokoll aus. Darauf ist alles haarklein vermerkt.

Staas hat unterdessen das Auto per Knopfdruck auf die schräg stehende Ladefläche des Lkw ziehen lassen und sie anschließend wieder waagerecht gestellt. Mit Spanngurten hat er die Räder des Autos gesichert. Das alles dauert keine fünf Minuten.

"Jägerstraße", nennt Irene Fromm, die zweite Politesse vor Ort den Platz, an dem das Auto wieder abgeladen wird. "Der Jahnplatz ist voll." Missing setzt sich hinter das Steuer des Wagens und braust los.

Wenn der Besitzer nach seiner Rückkehr zu seinem verbotenen Parkplatz den Corsa vermisst, wird er die Polizei anrufen und erfahren, wo er den Wagen abholen kann. "Die Anzeige bekommt er zwei bis drei Wochen später", sagt Irene Fromm. 120 bis 160 Euro sind dann fällig.

"Düsseldorf ist teurer", sagt Missing. Dort kostet diese Ordnungswidrigkeiten 200 bis 250 Euro. Weil Missing als Borussenfan privat oft Spiele im Nordpark besucht, hat er sogar Verständnis für die Fans. Es ist nicht nur das Geld für den offiziellen Parkplatz, den viele sparen wollen. "Man braucht eine bis eineinhalb Stunden, bis man von dem Platz runter ist." Er selbst hat Glück und kann vor dem Haus eines Bekannten in Stadion-Nähe parken.

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