Ärger um die Adjutantin

Die Personalie Barbara Gersmann sorgt für Aufregung unter den Narren.

Barbara Gersmann soll Adjutantin von Prinz Peter werden.

Barbara Gersmann soll Adjutantin von Prinz Peter werden.

Foto: Ilgner/Reichartz

Mönchengladbach. Es gibt heiklere Dinge im Mönchengladbacher Karneval, als die beiden Adjutanten zu bestimmen, die das Prinzenpaar auf seinen fast 350 Terminen begleitet. Normalerweise. Jede der beiden Prinzengarden stellt ein Mitglied aus ihren Reihen. Die Rheydter Garde hat wie in den Vorjahren Dieter Lichtenhahn als Begleiterin der Prinzessin erkoren. Die Gladbacher Garde wird dem Prinzen Barbara Gersmann an die Seite stellen.

Das klingt für den Außenstehenden genau so undramatisch, wie MKV-Boss Bernd Gothe das offiziell einzuordnen versucht: „Die beiden Garden entscheiden das selbstständig. Dass Barbara Gersmann ihre Mitgliedschaft in der Gladbacher Prinzengarde so viel Freude macht, dass sie nun etwas zurückgeben will, freut mich sehr. Alles wunderbar.“

Das ist es aber für viele Karnevalisten gar nicht. „Bei der Nachricht ist schon manchem das Glas Bier aus der Hand gefallen“, sagt ein Insider. Und zwar, weil die Personalie gleich mehrere heikle Aspekte für die Karnevalisten hat. Erstens: Eine Frau in der Adjutanten-Rolle hat es noch nie gegeben, und das aus guten Gründen, wie Traditionalisten finden. Schließlich muss man dem Prinzen beim Anziehen helfen, auch mal ein Tablett Bier schleppen und allerlei Kärrnerarbeit im Hintergrund leisten. Nix für Frauen, finden manche Karnevalisten. „Rücksicht können wir da beim Schleppen aber nicht nehmen“, heißt es schon mal vorsorglich.

Zweitens: Ist für die zuarbeitende Rolle im Hintergrund eine Lokalprominente geeignet? „Haben wir jetzt zwei Prinzessinen?“, fragt in diesen Tagen manch einer hinter vorgehaltener Hand. Will heißen: Barbara Gersmann, die es als Bezirksvorsteherin Süd gewohnt ist, im Rampenlicht zu stehen, könnte, so die Sorge, dem Prinzenpaar schlicht die Show stehlen.

Drittens: Warum sorgt ausgerechnet die Gladbacher Garde dafür, dass im Karneval nun vollends „All Rheydt“ ist? Das Prinzenpaar Janie und Peter Homann kommt aus Rheydt, Dieter Lichtenhahn gehört zur Rheydter Garde — und die Gladbacher Vertreterin ist nun ausgerechnet die Bezirksvorsteherin von Rheydt.

Viertens: Ist das Pensum für jemanden zu schaffen, der als Bezirksvorsteherin und Rechtsanwältin eh schon zwei zeitintensive Aufgaben hat — oder muss am Ende ausgerechnet das Prinzenpaar leiden? Dass Barbara Gersmann letztlich dafür verantwortlich war, dass in der vergangenen Session Oberbürgermeister Norbert Bude oft in seiner gelb-blauen Uniform mit den Prinzenbegleitern durch die Säle zog und entsprechend Aufmerksamkeit auf sich zog, macht die Sache nicht unkomplizierter.

Barbara Gersmann begegnet der ganzen Palette an Bedenken mit größtmöglicher Sachlichkeit. Sie habe sich sehr gut überlegt, worauf sie sich einlässt, sagt sie. „Der Großteil der Termine konzentriert sich auf eine relativ kurze Zeit. Es gibt zwei Tage, an denen es Überschneidungen mit meinen anderen Verpflichtungen gibt. Da hat der bisherige Adjutant Frank Eibenberger angeboten einzuspringen.“ Karneval sei für sie ohnehin nie der Anlass gewesen, im Mittelpunkt zu stehen. Und Bier schleppen und Prinz anziehen? Barbara Gersmann: „Ich weiß mir zu helfen.“

Das weiß der Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) indes auch. Er hat eine Satzungsänderung verabschiedet. Bisher können die beiden Garden zum Adjutanten bestimmen, wen sie wollen. Ab der kommenden Session muss der MKV den Vorschlägen zustimmen.

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