Berufs-Tipps aus erster Hand

An der Anne-Frank-Schule betreuten Handwerker Schüler mit Förderbedarf.

Mönchengladbach. Lisa (Name v. d. Red. geändert) ist ungeduldig. „Ich kann das nicht“, stellt die Neuntklässlerin der Anne-Frank-Schule in Lürrip fest. Während manche ihrer Mitschülerinnen schon einen kugeligen Strauß aus mehr als einem Dutzend Dahlien gebunden haben, hält sie nur klägliche fünf Blüten in der linken Hand.

Sieben Mädchen nehmen am Projekt „Zukunft fördern. Vertiefte Berufsorientierung gestalten“ teil. Jede Woche kommen drei Handwerksmeister in die Schule, zu Kindern und Jugendlichen mit besonderem Bedarf an emotionaler, sozialer, Sprach- und Lernförderung.

Bevor Lisa ihren Strauß fallen lässt, steht ihr Stefan Prinz zur Seite. „Klar kannst Du das nicht“, sagt der Inhaber von Blumen Prinz in Mönchengladbach. „Wenn Du das könntest, wärest Du ja der Floristenmeister und nicht ich.“

Er erklärt Lisa noch einmal, wie es besser geht. „Es ist wichtig, dass die Schüler von Handwerksmeistern gesagt bekommen, wie ihr Können realistisch einzuschätzen ist“, sagt Schulleiterin Barbara Junker.

Außer dem Floristen sind auch ein Malermeister und eine Friseurmeisterin als Dozenten engagiert. Bezahlt werden sie aus dem Projekttopf, 6000 Euro stehen der Schule von der Arbeitsagentur für die Berufsorientierung zur Verfügung.

Organisiert werden die Aktionen vom schuleigenen Berufsorientierungsbüro, das die Sozialarbeiterin Sugashiny Thadchanamoorthy leitet.

In der 8. Klasse steht erst mal ein Orientierungsparcour auf dem Plan. Darin werden Stärken und Schwächen der Schüler ermittelt und ein entsprechender Beruf empfohlen. Bei Besuchen in Betrieben bekommen sie außerdem Einblicke in die Arbeitsabläufe und lernen bislang unbekannte Berufsbilder kennen. „Das senkt auch die Hemmschwelle, sich später irgendwo vorzustellen“, sagt Junker.

Wichtigster Schritt sind mehrwöchige Praktika, bei denen die Schüler, die in der Regel nach der 10. Klasse ohne Hauptschulabschluss die Schule verlassen, bei ihren Meistern mit Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Talent punkten können.

„Peter (Name ebenfalls geändert) bekommt auf diese Weise jetzt wahrscheinlich einen Ausbildungsplatz als Schlosser“, sagt Thadchanamoorthy. Wenn das nicht klappt, wolle er seinen Hauptschulabschluss machen und es erneut versuchen.

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