Borussia kauft Schwarzmarkt-Karten

Im Kampf gegen Wucherpreise macht der Verein mobil und arbeitet dafür auch mit einer Facebook-Gruppe verärgerter Fans zusammen.

Mönchengladbach. Am 21. Dezember empfängt die Elf von Borussia Mönchengladbach den FC Schalke 04 zum Achtelfinal-Spiel im DFB-Pokal. Tickets für dieses Spektakel waren und sind immer noch heiß begehrt. Schon am zweiten Tag des Vorverkaufs waren alle Karten ausverkauft. Schnell fanden sich zahlreiche Tickets zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt wieder, sehr zum Ärger derer, die keinen Platz mehr ergattern konnten.

Mitglieder des Vereins hatten das Vorkaufsrecht. Bis zu 50 Tickets pro Person durfte jeder reservieren. Das sei allerdings die Ausnahme gewesen, sagt Michael Plum, Leiter der Verwaltung. Fan-Vereine, die bekannt sind, bekommen anstandslos mehrere Tickets. „50, das ist eine Busladung“, sagt er. Die Privatpersonen hätten sich allerdings im Schnitt an zwei bis fünf Tickets gehalten.

Aus Frust, weil er als Dauerkartenbesitzer kein Ticket für das Spiel gegen Schalke mehr bekommen hat, hat sich ein Borussen-Fan den „Kampf gegen den Ticketschwarzmarkt“ auf die Fahnen geschrieben und eine Facebook-Gruppe gegründet. Mehr als 600 Fans — nicht nur des VfL — haben sich ihm bereits angeschlossen. „200 Euro für ein Fußballspiel — ohne Worte“, schreibt ein Mitglied der Gruppe. Schnell ging es nicht mehr nur um das Pokalspiel, sondern auch um Bundesliga-Top-Spiele wie gegen den FC Bayern München oder Borussia Dortmund. Der Gründer schreibt: „Wir können nicht alle Schwarzen Schafe auf einmal eliminieren, aber: Frei nach Favre: ,Wir müssen von Halunke zu Halunke denken.’“

Bei einer Internet-Auktion sind beispielsweise zwei Karten für das Spiel gegen die Bayern am 20. Januar für 249 Euro verkauft worden. Der Verkäufer hat sogar den Originalpreis von je 40 Euro in der Beschreibung notiert. Ein Online-Portal bietet Tickets in verschiedenen Preiskategorien an: Sitzplatz in der Kurve zu 125 Euro das Stück, Sitzplatz in der Geraden 145 und Top-Sitzplatz 185 Euro.

So gehen die Mitglieder der Facebook-Gruppe vor: Jeder, der im Internet ein Angebot für Karten zu dem Spiel findet, postet den entsprechenden Link in der Gruppe. Möglichst viele der Mitglieder reagieren darauf, indem sie den Verkäufer eine einfache Nachricht schreiben: „Kampf dem Ticketschwarzmarkt“. So seien schon Auktionen vorzeitig beendet worden. „Ich finde die Gruppe toll, großes Lob an alle. Borussia ist jetzt gefordert!“

Und der Verein handelt: „Wir verfolgen jede Auktion mit Borussia-Karten im Internet und bitten den Verkäufer, die Auktion zu beenden“, erklärt Plum. In den vergangenen Wochen konnten von 96 Auktionen 63 beendet und aus den restlichen konnten 35 Tickets vom Verein zurückgekauft und storniert werden. Ausnahmen sind, wenn die Tickets zum Verkaufspreis angeboten werden.

„Schließlich müssen wir davon ausgehen, dass es Leute gibt, die wirklich verhindert sind“, sagt er. „Oft sogar kaufen wir die Karten selbst, um sie dann zum normalen Preisen wieder zu verkaufen, und schließen das Vereinsmitglied, den Verkäufer der jeweiligen Auktion, aus. Die Zusammenarbeit mit den Fans und vor allem mit der Facebook-Gruppe funktioniere „sehr gut“, sagt Plum.

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