Bremens Junuzovic geht Schönfärberei „auf den Sack“

Mönchengladbach (dpa) - Wieder vier Gegentore, Negativrekord und erneuter Sturz auf den letzten Tabellenplatz: Das 1:4 bei Borussia Mönchengladbach brachte das Fass beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen zum Überlaufen.

Bremens Junuzovic geht Schönfärberei „auf den Sack“
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„Es ist immer die gleiche Leier. Das schöne Gerede geht mir langsam auf den Sack. Wir spielen teilweise einfach schlecht“, klagte Kunstschütze Zlatko Junuzovic.

Der österreichische Nationalspieler, der kurzzeitig mit einem direkt verwandelten Freistoß in den Torwinkel zum 1:2 (49.) für Hoffnung gesorgt hatte, legte gnadenlos den Finger in die offenen Wunden, kritisierte vor allem den Umgang mit der sportlichen Krise in der Öffentlichkeit und monierte dabei die Augenwischerei. „Was bleibt, ist das nackte Ergebnis und die Tabellensituation. Wir sind Letzter. Respekt vor den Fans. Die klatschen noch nach dem Spiel. Ich hätte sicher nicht geklatscht“, sagte Junuzovic.

Ein derartiger Ausbruch ist in der Werder-Welt, in der alles diskret behandelt wird, nicht gern gesehen. Sport-Geschäftsführer Thomas Eichin machte deutlich, dass ihm diese Art der Kritik missfiel. „Die Spieler sollen nach den Spielen, wenn sie verloren haben, nicht immer so schnell so viel erzählen“, forderte der frühere Profi. „Keiner redet irgendwas schön. Das ist Unsinn. Nach so einem Spiel ist man frustriert. Normalerweise musst du den Mund abwischen und gucken, wie du es das nächste Mal besser machst.“

Das Team von Trainer Viktor Skripnik präsentierte sich zwar 30 Minuten lang nicht schlecht, lud die Borussia dann laut Junuzovic aber zum Toreschießen ein. Die Fehler der Gäste wurden durch das Elfmetertor von Max Kruse (32. Minute) und den Heber von Oscar Wendt (38.) vor der Pause sowie durch Christoph Kramer (64.) und Branimir Hrgota (88.) nach dem Wechsel bestraft. Zu allem Überfluss sah Luca Caldirola noch die Gelb-Rote Karte (66.).

38 Gegentore in 16 Spielen sind Negativrekord in der Bremer Vereinshistorie. Die 14 Punkte vor dem letzten Hinrunden-Spiel sind die schlechteste Bilanz seit 40 Jahren. Zudem rutschte das Team zum fünften Mal in dieser Saison ans Tabellenende. „Der scheiß 18. Tabellenplatz interessiert mich nicht. Entscheidend ist das Punktekonto. Was bringt es mir, wenn ich 17. bin und die anderen sind sieben Punkte weg“, sagte Eichin genervt.

Ausgerechent Junuzovic droht nun auszufallen. Er kehrte mit einer Muskelverhärtung aus Mönchengladbach zurück und setzte mit dem Training aus. „Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist und er beim Abschlusstraining wieder dabei sein kann“, sagte Skripnik auf einer Pressekonferenz. Noch mehr Sorgen macht dem ukrainische Coach allerdings seine Innenverteidigung. Abwehrchef Sebastian Prödl fehlt verletzt, Ersatzmann Luca Caldirola muss wegen einer Gelb-Rot-Sperre aussetzen. „Da haben wir eine Notsituation“, meinte Skripnik. Kandidaten für einen Einsatz sind Assani Lukimya und Oliver Hüsing, der am Mittwoch sein Bundesliga-Debüt gab. „Eine Entscheidung fällt am Freitag“, erklärte der frühere Nationalspieler.

Die Konstellation ist noch das Beste für Werder, der Abstand zum 15. Platz beträgt vor dem Kellerduell mit Borussia Dortmund am Samstag zwei Punkte. „Ich hoffe, dass wir uns zerreißen und nicht nur hinterhertrotten. Jeder muss Verantwortung übernehmen. Wir haben uns die Scheiße eingebrockt“, sagte Junuzovic.

Matchwinner Max Kruse repräsentierte als Kontrast zum Bremer Elend die herrliche Welt von Borussia Mönchengladbach. Der Nationalstürmer beendete mit einem verwandelten Foulelfmeter nicht nur seine zweimonatige Torflaute, sondern legte auch die Treffer von Wendt und Kramer auf. 26 Pflichtspiele absolvierte das Team von Trainer Lucien Favre bisher, nur drei Niederlagen waren darunter. Mit 27 Punkten ist man als Dritter auf Champions-League-Kurs. „Wenn wir das Spiel in Augsburg gewinnen, wird jeder sagen, dass wir eine gute Vorrunde gespielt haben“, sagte Kruse, der das 2700. Tor in der Gladbacher Bundesliga-Historie erzielte.

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