Interview Christoph Kramer: "Die Zeit in Gladbach war einzigartig"

Mönchengladbach. Sein Finale in Mönchengladbach erlebte Christoph Kramer diesmal bei vollem Bewusstsein. Doch am liebsten hätte er diese 90 Minuten beim 1:3 (1:0) gegen den FC Augsburg vergessen und nur die grandiose Stimmung vor und nach dem Spiel im Nordpark genossen.

Christoph Kramer (r) hat sich zum letzten Mal für Mönchengladbach ins Zeug gelegt.

Christoph Kramer (r) hat sich zum letzten Mal für Mönchengladbach ins Zeug gelegt.

Foto: Roland Weihrauch

Dabei hatte Gladbachs Weltmeister bei seiner Abschiedsvorstellung eine starke Leistung gebracht, wohingegen seine Mitspieler einschließlich des ebenfalls die Borussia verlassenden Max Kruse nicht ihren besten Tag hatten.

Immerhin war gesangstechnisch das ganze Team auf der Höhe und bewies auf dem Zaun zur Nordkurve, dass noch genug Kraft übrig war, um ausgiebig mit den Fans den größten Erfolg der vergangen 20 Jahre seit dem Pokalerfolg 1995 mit dem direkten Einzug in die Champions League zu feiern. Wir sprachen mit Christoph Kramer über den Abschied, die Ehrung und die Zukunft.

Herr Kramer, sind Sie mit Ihrer Verabschiedung zufrieden?

Die Borussia beschließt die Saison mit einer Niederlage
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Christoph Kramer: Ich wollte so verabschiedet werden, bin so verabschiedet worden. Es war ein schöner Moment. Das war echt Gänsehaut, als es auch noch ein Lied für mich gab. Ich freue mich, dass es so schön war.

Ärgert es Sie, dass das Spiel gegen Augsburg verloren wurde?

Kramer: Ja, brutal, ich rege mich richtig auf. Wir haben gegen einen richtig guten Gegner gespielt, da muss man auch mal die Augsburger loben, die einen richtig guten Ball gespielt haben. Dann hatten halt zwei Parteien nicht ihren besten Tag, das waren wir und Schiedsrichter Weiner. Obwohl wir im Gegensatz zum Unparteiischen noch einen echten Sahnetag hatten. Dann bekommt so ein Spiel so einen richtigen Aggressionscharakter, weil er es nicht im Griff bekommt. Dann sehen wir eine Rote Karte, die es nie im Leben war. Ich habe die Szene allerdings nicht noch einmal gesehen. Wenn die nicht kriegen, gewinnen wir das Spiel trotzdem. Das ist echt schade, weil er erschreckend schlecht war, und ich lasse mich nie über den Schiedsrichter aus. Das war ein Katastrophe, muss aber jetzt egal sein. Er hatte nicht seinen Tag, wir auch nicht. Klar ein solche Niederlage regt auf.

Habt Ihr mitbekommen, dass es zwischendurch mal die Chance auf die Vizemeisterschaft gab?

Kramer:
Ja, das bekommt man mit, ich habe mich auch schon ein bißchen gefreut, aber das war dann in der 2. Hälfte schnell Geschichte.

Wie waren die Gefühle bei der Feier auf dem Zaun?

Kramer: Ich habe es einfach genossen. Solche Momente muss man einfach mitnehmen. Du machst ein Foto mit den Augen und speicherst es ab. Es war ein Supermoment, zwei tolle Jahre gehen vorbei. Mit ein bißchen Wehmut und einem glücklcihen Auge in Richtung Zukunft. Besser hätte es nicht laufen können.

Gehen einem dann die tollen Momente dieser Zeit durch den Kopf?

Kramer: Nee, das ist jetzt eher mehr, mit ein wenig Abstand.

Was war der schönste Moment für die Borussia?

Kramer: Das erste Tor vor der Nordkurve gegen Hannover, am zweiten Spieltag, da habe ich direkt schon geknipst.

Was wird Ihnen am meisten fehlen?

Kramer:
Da gibt es viel, aber das geht natürlich auch im Einklang mit Erfolg. Ich bin hier Nationalspieler und Weltmeister geworden. Dann ist es rundum perfekt, es gibt nichts zu meckern, und dann siehst du auch über Sachen hinweg, die nicht so perfekt waren. Trainer, sportliche Leitung, Fans, Kameraden, Team. Das werde ich alles vermissen.

Jetzt kann alles nur schlechter werden...

Kramer: Damals in Bochum hatte ich diesen Gedanken, da war es sehr emotional für mich, als ich da gegangen bin. Da war ich aber auch noch jünger. Dass ich in den nächsten vier Jahren noch mal Weltmeister werde, wird schwer. So gesehen, war die Zeit in Gladbach einzigartig. Aber auch auf die Zeit in Leverkusen freue ich mich. Da habe ich noch nie für die Profis gespielt, bin dort lange unter Vertrag. Dann geht dann auch mal etwas in Erfüllung.

Machen Sie sich jetzt Druck, wenn Sie in Leverkusen antreten?

Kramer:
Warum Druck? Ich komme dahin, trainiere und bin ganz entspannt. Die Leute wissen, was ich kann und was ich nicht kann. Die kaufen ja jetzt keinen A-Jugend-Spieler. Ich nehme es so, wie es kommt. Ich habe keine große Erwartungshaltung und lasse mich gerne überraschen.

Gibt es noch so etwas wie eine große Abschlussfahrt oder Ähnliches?

Kramer: Nein, es ist ja schon bald wieder Zeit für die Nationalmannschaft. Viel Zeit zum Feiern ist noch nicht.

Und in der neuen Saison schauen Sie sich noch Spiele von Gladbach an?

Kramer:
Zur Stadiontour wird es nicht reichen, auch wenn ich eine Dauerkarte vom VfL Bochum noch habe. Aber irgendwann muss ich ja auch selber spielen.

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