Ein bodenständiger Junge

Tobias Levels ist kein Filigrantechniker, sondern ein ehrgeiziger kompromissloser Arbeiter.

St. Tönis. Tobias Levels ist kein Lionel Messi, keiner, der den Fußball wie ein rohes Ei behandelt. Der 22-jährige Verteidiger von Bundesligist Borussia Mönchengladbach zählt zum Typ "kompromissloser Arbeiter". Haltungsnoten, persönliche Eitelkeiten oder Schönheitspreise interessieren Levels weniger.

"Egal, wo ich aufgestellt werde, ich versuche, mein Bestes zu geben", sagt der 22-Jährige. Charaktereigenschaften, die Hans Meyer schätzt. So hat Borussias Cheftrainer "den Tobi" seit dem Heimspiel gegen Hannover 96 kurzerhand von der Auswechselbank zum linken Verteidiger "befördert", was Levels - wie auch sonst - mit bedingungslosem Einsatz und Willen zurückbezahlt. Weshalb Borussias Sportdirektor Max Eberl mit ihm auch über eine Vertragsverlängerung verhandelt.

Beim 4:1-Triumph gegen den Hamburger SV am vergangenen Samstag zählte Levels zu den besten Borussen, hatte die meisten Ballkontakte (76) und machte gegen die Millionen-Truppe aus der Hansestadt das Spiel seines Lebens. Weiteres Sahnehäubchen: Levels erzielte gegen den HSV das erste Bundesliga-Tor in seiner noch jungen Karriere. "Tobias hat wirklich klasse gespielt. Ich bin stolz auf ihn", sagt Anton Levels im Gespräch mit der WZ.

Der 88-Jahre alte Landwirt aus St. Tönis ist der Großvater des "Fohlen" Tobias. Auch Vater Hans Levels (57) erlebte das Spiel im Borussia-Park von seinem Stammplatz auf der Südtribüne. Mutter Marita (50) war während der Partie in den Garten geflüchtet. Später war sie glücklich, dass ihrem Sohn, der in St. Tönis Abitur gemacht hat, ein so toller Treffer gelungen war: "Tobias wird ja gerne unterschätzt. Aber er lässt sich nie entmutigen, ist ehrgeizig und bodenständig."

Und wird auch von den Mitspielern wegen seines Humors und Musikgeschmacks sehr geschätzt. Keine Kabinenfete ohne Musik von DJ Levels. "Ich mag vor allem HipHop und Rock", sagt der Jung-Profi, der in seiner Gladbacher Wohnung gerne selber zur Gitarre greift, um Musikgrößen wie Mark Knopfler nachzueifern. Wen er gerne kennen lernen möchte? Nicht US-Präsident Barack Obama oder den Papst, sondern US-Rapper Talib Kweli, wie Levels im Internet auf MySpace.com verrät.

Das Fußball-Abc hat Tobias Levels bei seinem Heimatverein SV St.Tönis erlernt. Danach ging er zum KFC Uerdingen, bevor im Juli 1999 der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach folgte. Beim VfL kam Levels zunächst regelmäßig in der U23 zum Einsatz, mit der er in der Saison 2005/ 06 den Aufstieg in die Regionalliga Nord schaffte. Am 10. September 2006 feierte er im DFB-Pokalspiel gegen den SV Roßbach sein Debüt bei den Profis, das erste Bundesliga-Spiel folgte am 30. September 2006 bei Werder Bremen.

"Wir sind sehr stolz auf Tobias", sagt Mutter Levels, die selbst aus einer Fußball-Dynastie stammt. Ihr Vater Hans Janßen (Spitzname "China") war zu den Verbandsliga-Zeiten des Hülser FC eine feste Größe bei den Grün-Weißen. Bruder Olaf Janßen, Ex-Profi beim 1. FC Köln, ist inzwischen Assistent von Berti Vogts in Aserbaidschan. Levels - der Name ist Programm in St. Tönis.

"Wir sind eine fußball-verrückte Familie", sagt Großvater Anton. Dessen Söhne Hans und Josef (61) haben in den 60er- und 70er-Jahren für die Schwarz-Gelben gespielt. In Spitzenspielen der Landesliga kamen bis zu 3.000 Zuschauer zur Jahnkampfbahn. Natürlich ist auch Tobias Levels’ Bruder Bastian ein Fußballer - er spielt in der A-Jugend des VfL Willich, Spitzenreiter der Bestengruppe.

Der Clou: Die Levels haben niederländische Wurzeln. Tobias hatte viele Jahre nur den niederländischen Pass, vor einigen Jahren legte er sich auch die deutsche Staatsangehörigkeit zug. Jetzt fehlt nur noch ein Anruf von Bundestrainer Jogi Löw oder "Bondscoach" Bert van Marwijk

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