Vor dem Spiel in Köln Favre: "Im Fußball kann es schnell nach unten gehen."

Mönchengladbach. Wird bei einer Pressekonferenz über Grundsätzliches gesprochen, ist das meist kein gutes Zeichen, es bedeutet, dass Dinge in Frage gestellt werden, elementare Dinge.

Lucien Favre will die Probleme in der Mannschaft mit Geduld angehen.

Lucien Favre will die Probleme in der Mannschaft mit Geduld angehen.

Foto: Witters

Bei der Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Spiel beim 1. FC Köln (15.30 Uhr) wird über sehr Grundsätzliches gesprochen, am deutlichsten macht das vielleicht ein Satz von Lucien Favre, Gladbachs Trainer. Er sagt: „Im Leben und im Fußball kann es schnell nach unten gehen. Und schnell nach oben.“ Aktuell ist für die Gladbacher interessanter, wie es wieder nach oben geht, und Favre setzt dabei auf Folgendes: „Manchmal braucht es Geduld. Und man muss daran glauben.“ Dann lächelte er. Man kann darin ein Zeichen dafür sehen, dass er daran glaubt. Möglich, dass es ihm wichtig ist, dass klar zu stellen. In der Pressekonferenz wird daran gezweifelt.

Wenn Gladbach am Samstag nach Köln fährt, dann reisen sie ohne einen einzigen Punkt an. Am fünften Spieltag. Sie reisen als Tabellenletzter an. Und mit einem Ergebnis aus der Champions League, das sich anfühlt wie ein Rücksack voller Ziegelsteine. 0:3 beim FC Sevilla, vielleicht war es der Schlusspfiff in Spanien, als aus Gladbachs Fehlstart endgültig Gladbachs Krise wurde.

Die Frage, ob Favre noch der richtige Trainer ist, steht nicht plötzlich im Raum. Sie wird von Medienvertretern gezielt gestellt. Favre sagt: „Ich arbeite weiter wie immer, in den Trainingseinheiten, im Individual-Training.“ Max Eberl wird noch etwas deutlicher. „Wir haben einen großartigen Trainer, der fantastische Arbeit macht. Ich denke, allein wie Lucien hier heute auftritt, ist eindrucksvoll“, sagt Gladbachs Sportdirektor. Heißt auch: Beim Derby in Köln geht es um drei Punkte. Nicht um mehr. Nicht um weniger.

Favre wird bei diesem Vorhaben wohl auf Alvaro Dominguez (Trainingsrückstand nach Verletzung), Martin Stranzl (Orbitabodenfraktur) und Fabian Johnson (Muskelfaserriss) verzichten müssen. Berechtigte Hoffnungen gibt es, dass Patrick Herrmann auflaufen kann, nach einer Kapselreizung im Knie hatte er am Donnerstag wieder trainiert. Und als vielleicht beste Nachricht empfindet Favre, dass Granit Xhaka, nachdem er zuletzt in Bundesliga und Champions League Sperren absaß, am Samstag wieder dabei sein kann. Der Trainer sagt: „Man sieht, wenn er fehlt im Mittelfeld. Er ist wichtig, er fordert immer den Ball.“ Diese Eigenschaft macht ihn besonders wichtig für eine Mannschaft, deren Spieler in den vergangenen Partien beinahe so wirkten als würden sie sich vor dem Ball verstecken.

Favre setzt jedenfalls auf Xhakas „positive Aggressivität“, er sagt, dass man ohne Angst und mit dem Mut nach vorne zu spielen in die Partie gegen den FC gehe, eine Mannschaft, über die er weiß: „Köln ist Köln.“ Gladbachs Trainer präzisiert das noch ein wenig, nennt den Gegner gut organisiert, attestiert ihm mit Ausnahme des 6:2 in Frankfurt einen ordentlichen Start.

Daneben ist der FC übrigens auch eine Mannschaft, die den Gladbachern liegt: Gegen kein anderes Team haben sie eine bessere Auswärtsbilanz, von den vergangenen neun Bundesligaspielen gegen Köln hat die Borussia keins verloren. So darf es gerne weitergehen, auch Favre setzt auf Kontinuität. Ja, seine Mannschaft habe Probleme, vor allem in der Defensive. Aber letztlich fehlten allein die Automatismen, so sieht Favre das. Er sagt: „Es wird Zeit kosten, aber wir können es schaffen, diese Kleinigkeiten zu korrigieren.“ Viel läuft also gar nicht verkehrt. So ganz grundsätzlich.

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