Gladbachs bittere Europa-League-Erfahrungen

Mönchengladbach (dpa) - Nach einem denkwürdigen Europapokalabend mit einem unglücklichen Ausgang brachte es Borussia Mönchengladbachs Mannschaftskapitän Martin Stranzl auf den Punkt.

Gladbachs bittere Europa-League-Erfahrungen
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„Wir nehmen diese Erfahrung mit. Für mich ist das jetzt erledigt“, befand Stranzl nach dem letzten internationalen Auftritt in dieser Saison. Beim 2:3 (2:2) im Sechzehntelfinale gegen den FC Sevilla hatten die Borussen den Europa-League-Titelverteidiger am Rande des K.o., mussten aber auch feststellen, dass auf höherem internationalem Niveau mit harten Bandagen gekämpft wird. Dennoch wurde die Elf von Lucien Favre für ihren couragierten Auftritt von den Fans gefeiert. Allerdings lief an diesem Fußballabend ziemlich viel gegen den Bundesligadritten.

TAKTISCHE AUSRICHTUNG: Favre hatte natürlich nach dem 0:1 im Hinspiel eine offensivstarke Formation gewählt, die von Beginn an sehr weit vorne verteidigte. Sevilla hingegen zog sich weit zurück und spekulierte auf schnelle Gegenattacken. Prompt fielen die beiden frühen Gegentreffer von Carlos Bacca (8.) und Vitolo (26.) nach klassischen Kontern. Vitolo erzielte am Ende den Siegtreffer (79.). „Die offensive Ausrichtung war nicht unbedingt so vorgegeben, aber wir wussten, dass wir ein schnelles Tor brauchten. Vielleicht waren wir zu mutig“, meinte Rechtsverteidiger Tony Jantschke.

MANGELNDE CHANCENVERWERTUNG: An Gelegenheiten mangelte es den Gladbachern nicht. Zwar konnten Granit Xhaka (19.) und Thorgan Hazard (30.) die Rückstände zweimal egalisieren, doch insgesamt vergaben die Gastgeber zu viele Chancen. Pech war dabei, als Max Kruse (Querlatte) und Hazard (Pfosten) kein weiterer Treffer gelang. Aber Effizienz ist gerade im internationalen Geschäft gefragt. „Es war ein Spektakel, das leider nicht zu unseren Gunsten ausgegangen ist“, meinte Kruse, der zudem noch Pech hatte, als ein klares Handspiel nach seinem Schuss vom schwachen Schiedsrichter Marijo Strahonja (Kroatien) nicht mit Strafstoß und Roter Karte geahndet wurde.

SPANISCHE SCHAUSPIELKUNST: „Mag sein, dass es jetzt heißt, die Spanier waren clever. Ich könnte so nicht spielen. Das war irgendwo zwischen Cleverness und Unsportlichkeit“, sagte Weltmeister Christoph Kramer über die hohe Kunst der spanischen Schauspielschule. Nach vielen Zweikämpfen wälzten sich die Spieler wie Schwerverletzte am Boden, reklamierten permanent beim Schiedsrichter und sorgten mit vielen Nickeligkeiten immer wieder für Ärger. „Ich hasse das. Wir machen so etwas nicht“, meinte Trainer Favre. „Sevilla ist ja bekannt dafür“, meinte Kruse. Allerdings ist es auch internationale Klasse, mit solchen Situation gelassen umzugehen. „Da müssen wir noch viel dazulernen“, so Kruse. Auf der anderen Seite sah Xhaka für einen leichten Tritt „Gelb-Rot“ und fehlte seinem Team in der Schlussphase. „Das war ein absoluter Witz“, sagte Xhaka.

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KONSEQUENZEN: Mit der Dreifach-Belastung aus Bundesliga, Pokal und den Europacupspielen ist es jetzt vorbei. „Jetzt zählen die Ergebnisse in der Liga, da brauchen wir am Sonntag einen Dreier gegen Paderborn, um oben dran zu bleiben“, forderte Stranzl. „Es hat Spaß gemacht, aber jetzt können wir uns auf die Bundesliga konzentrieren“, pflichtete Kramer bei. Die Rückkehr auf die internationale Bühne hat nun absolute Priorität. Favres Fazit: „Wir haben eine gute Europa League gespielt, aber wir müssen daraus lernen.“ Schließlich will man in der nächsten Saison sogar Champions League spielen.

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