Hoffenheimer „Raubzug“

Gladbach verliert ein sicher geglaubtes Spiel gegen die TSG unverdient mit 1:2.

Mönchengladbach. Dieser Urschrei aus der Borussen-Kabine war nicht zu überhören. Torhüter Marc-André ter Stegen ließ seiner geballten Wut freien Lauf, brüllte den ganzen Frust lautstark heraus.

Genauso, wie es wenige Augenblicke zuvor bereits Nationalspieler Marco Reus getan hatte. Der emotionale Ausbruch des Jungstars war verständlich. Binnen 142 Sekunden hatte die Borussia einen sicher geglaubten Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim hergeschenkt. Sich zwei eklatante individuelle Fehler erlaubt, so dass Firmino (77.) und Vukcevic (79.) per Doppelschlag die Führung durch Reus (38.) drehen konnten.

„In der Schweiz nennen wir so etwas einen Raubzug. Wir hätten dieses Spiel niemals verlieren dürfen“, bemerkte Trainer Lucien Favre später in seiner Analyse. Nach dem Elfer-Krimi gegen die Bayern und dem verpassten Einzug ins DFB-Pokalfinale mussten Favre und seine Spieler die nächste bittere Pille schlucken.

Die erste Heimpleite in der Bundesliga seit dem 18. März 2011 (0:1 gegen Kaiserslautern) hatte zudem noch den Verlust von Platz drei und des Direkt-Tickets für die Champions League zur Folge.

Allerdings bleibt den Gladbachern als Trostpflaster ein Elf-Punkte-Polster auf Rang fünf. „Wir hatten Chancen genug, um das zweite Tor zu machen. Dann wäre das Spiel gelaufen gewesen. Das haben wir leider verpasst. Dann passen wir zwei Minuten nicht auf — und verlieren“, ärgerte sich auch Flügelflitzer Patrick Herrmann.

Favre hatte den 21-Jährigen erstmals nach dessen Schlüsselbeinbruch wieder in die Startelf beordert. Und mit Herrmann kehrte vor allem in der ersten Hälfte das Tempo zurück ins Gladbacher Spiel, mit dem die Fohlen in den vergangenen Monaten in die obere Tabellenregion gestürmt sind.

Sehenswert, wie Herrmann aus vollem Lauf Reus den Ball zur Führung auflegte. „Ich hatte schon gemerkt, dass ich länger nicht gespielt habe. Ich habe am Ende Krämpfe bekommen — da musste ich raus“, so Herrmann.

Er war nicht der einzige VfL-Akteur, dem am Ende die Puste ausging. Der kräftezehrende und packende Pokal-Fight forderte in der entscheidenden Schlussphase von seinen Team-Kollegen ebenfalls seinen Tribut. „Das darf keine Ausrede sein“, so Herrmann, „aber natürlich steckt das in den Knochen. Wenn man zuvor 120 Minuten lang alles gegeben hat, dann merkt man das in so einem Spiel.“

Wenn es stimmt, dass man aus Schaden klug wird, können die Fohlen dem jüngsten Schock-Erlebnis am Ende sogar noch etwas Positives abgewinnen und die Schlappe als wichtigen Lernprozess abhaken.

Denn sollte der Beinahe-Absteiger der vergangenen Spielzeit am Saison-Ende wirklich sensationell den Sprung nach Europa schaffen, warten auf Herrmann & Co. noch einige solcher intensiven Belastungs-Proben im Drei-Tage-Rhythmus wie nun gegen Bayern und Hoffenheim.

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